Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

232 Die Türkei und der Heilige Krieg bis zu den Dardanellen-Kämpfe» 
konnte, denn mittlerweile war das ganze russische Geschwader aufgetaucht. Wir fuhren 
mit äußerster Kraft in Deckung des anderen Schiffes und waren klar für einen Torpedo- 
angriff. Im ganzen hatten wir gegen uns sechs russische Linienschiffe, zwei Kreuzer und 
vier Torpedoboote, die ihr Feuer ganz anständig auf uns konzentrierten. Aber ohne 
Erfolg, denn den geschickten Manövern unseres Kapitäns waren die russischen Geschütz 
führer nicht gewachsen. Anders dagegen schoß unser Führerschiff, das ein ganz mör 
derisches Feuer auf die Russen abgab, immer eine Salve nach der andern, so daß die 
Atmosphäre einer Hölle glich. Bald legte sich auch das russische Flaggschiff schwer beschädigt 
auf die Seite, worauf die anderen das Gefecht aufgaben und verschwanden." 
Auch Otto v. Gottberg schildert einen Streifzug, der in den ersten Tagen des Jahres 
1915 unternommen wurde. „Am Neujahrstag 1915 erhalten „Breslau" und „Hami 
dije" Befehl, eine von den Russen geplante Landung in Batum zu stören. Am 2. Ja 
nuar 1915 auslaufend, marschieren sie, „Breslau" voran, getrennt nach Osten. Auf 
der Höhe von Sinope in der Mitte des Schwarzen Meeres sichtet das Spitzenschiff voraus 
die Rauchwolke eines feindlichen Kreuzers, dem vier Zerstörer folgen. „Breslau" nimmt 
„Hamidije" auf. Der Feind wird angegriffen, sein Kreuzer beschädigt, einer der Zer 
störer versenkt. Während die drei anderen flüchteten, taucht gegen 4 Uhr nachmittags im 
Osten das Gros der russischen Flotte auf. Die Unseren drehen ab, schwinden um 5 Uhr 
im Dunkel der einbrechenden Nacht den Verfolgern aus den Augen und huschen in öst 
licher Fahrt wieder an ihnen vorbei zum Ziel. Von russischen Transporten ist bei Batum 
nichts zu sehen. Oelbassins werden in Brand geschossen. In der Nacht vom 5. bis 
6. Januar treten unsere Schiffe den Rückmarsch durch leichten Nebel an und sehen sich 
am nächsten Abend plötzlich mitten in der russischen Flotte. Ein wahnsinniges Geschieße 
mit Torpedos wie Granaten beginnt, und der alte Hodscha auf der „Hamidije" muß eilen. 
Ehe ein Gefecht beginnt, geht er nämlich zu den Munitionskammern, zu den Türmen 
und Geschützen, klebt Papierstreifen mit frommen Sprüchen aus dem Koran an, und 
betet mit der türkischen Besatzung. Der deutsche Kommandant sieht schmunzelnd zu. 
Der Himmel half aber auch in jener Nacht." 
Besonderes Interesse erregen die Kämpfe vor den Dardanellen, vor allem im Hinblick 
auf die späteren Ereignisse, als deren vorbereitende Einleitung sie angesehen werden 
müssen. Die Aufgabe allerdings, die sich die französisch-englische Flotte gestellt hat, ist 
eine ebenso schwierige wie undankbare. Einen Teil der Dardanellenforts niederzukämpfen 
ist zwecklos, ein durchgreifender Erfolg kann nur durch die Niederkämpfung der ganzen 
Befestigungslinie erzielt werden. Aber die Dardanellen haben eine Länge von 71 Kilo 
metern und sind 1300 bis 7400, aber nur an wenigen Stellen über 4000 Meter breit, 
so daß die einlaufenden Schisse von beiden Ufern unter Feuer genommen werden können; 
dazu erschweren Gegenströmung, Untiefen und mehrere Minenlinien die Navigation. 
Der anfangs November 1914 erfolgte Angriff englischer und französischer Schiffe auf die 
Dardanellenforts war daher auch ganz erfolglos, trug mehr den Charakter einer nutz 
losen Demonstration an sich und wurde von den Türken unter beträchtlichen Verlusten 
der Feinde glatt abgewiesen. Monatelang herrschte dann in dieser Meeresgegend verhält 
nismäßig Ruhe, bis Ewde Februar 1915 eine starke vereinigte englisch-französische Flotte 
erneut den energischen Versuch machte, in die Dardanellen, als den Schlüssel von Kon- 
ftantinopel, einzudringen. Auch diesem Unternehmen blieb der Erfolg versagt. Der 
Vertreter des „W. T. B.", der die Operationen dieser Tage mit anderen Journalisten 
vom Hauptturm des Forts Tfchana-Kale verfolgen konnte, berichtete darüber folgendes: 
„Nach Besichtigung mehrerer Befestigungsanlagen und Erklärung der Gesamt 
organisation der Verteidigung durch einen Fachmann, konnten wir feststellen, daß die
	        
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