Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

14 Die Ereignisse auf den serbisch-montenegrinischen Kriegsschauplätzen 
nach der andern. Besonders hartnäckigen Widerstand leistete der rechte Flügel der serbi 
schen Hauptfront, wo es zu Bajonettkämpfen kam. Die Serben mußten aus einzelnen 
Schützengräben geradezu herausgehoben werden. In den Sturmkolonnen benützten die 
Oesterreicher mit großem Erfolg Handgranaten. Der Rückzug der feindlichen Armeen 
in der Richtung Valjevo erfolgte in ziemlicher Ordnung, doch verloren die Serben viele 
Geschütze, Munition und Train. Auch die Anzahl der Gefallenen war auf serbischer 
Seite unverhältnismäßig groß. Die österreichisch-ungarischen Truppen erreichten auf der 
Verfolgung noch am Abend des 3. November 1914 die Sokolska Planina im Osten von 
Loznica und bezogen hier feste Stellungen." 
Ein besonders wichtiger Kampfesabschnitt war die Erstürmung der Höhe von 
Kuliste. Ein Mitkämpfer berichtete nach dem „Az Est" darüber: „Wir wußten, daß 
hier ein Entscheidungskampf gekämpft werde und auch, daß Krupanj unser sei, wenn es 
uns gelänge, unsere schweren Geschütze auf die Höhe hinaufzuziehen. Die dreitägigen 
Angriffe der Serben schlugen wir zurück und begannen dann die Verfolgung des 
vollständig erschöpften Feindes, der hiebei große Verluste erlitt. Unsere Haubitzen ver 
nichteten die Felsdeckungen auf der Kulisteer Anhöhe; von unserem Standpunkt aus 
konnten wir mit freiem Auge sehen, wie sich die Felsblöcke loslösten und unter furcht 
barem Donner in die Tiefe hinabrollten. Die ganze Nacht hindurch dauerte dieses höllische 
Konzert, aber in der Morgenfrühe erzitterte die Luft von einer noch schrecklicheren Detona 
tion. Unseren Sappeuren war es gelungen, ein gutes Stück der Kulisteer Anhöhe mit 
Ekrasit in die Luft zu sprengen. Infolge der Explosion war der Luftdruck ein so gewal 
tiger, daß er uns alle zu Boden schlug und niemand wußte, was da geschehen sei. Die 
hochaufsteigenden Rauchwolken machten jede Orientierung unmöglich. Die Kanonen ver 
stummten. Es lief uns kalt über den Rücken. Nach einigen Minuten zerteilten sich die 
Rauchwolken und wir sahen, daß ein großer Teil des Berges verschwunden war und fort 
während Felsblöcke in die Tiefe rollten. Unsere Artillerie begann von neuem das Feuer 
und unsere Infanterie drang vor und trieb in dreimaligem Bajonettangriff die Serben 
aus den Berghöhlen. Der Feind floh dann in die Kostajniker Berge, während wir, ohne 
weiteren Widerstand zu finden, die Anhöhe von Kuliste ersteigen konnten. 
Was wir dort oben nach den dreitägigen Kämpfen fühlten, das kann man nicht 
erzählen. Wir fielen einander weinend um den Hals. Die Arbeit unserer Haubitzen 
konnten wir erst richtig einschätzen, als wir auf der Kulisteer Anhöhe angelangt waren. 
Es war alles wegrasiert. Nach dem dritten Schuß waren unsere Haubitzen schon ein 
geschossen und konnten Salven geben. Vierhundert Soldaten und 15 Paar Ochsen 
schleppten dann unsere zerlegten Haubitzen auf die Anhöhe von Kuliste hinauf. Die ser 
bischen Verluste schätzen wir hier auf 2000 Tote und 3000 bis 4000 Verwundete. Der 
große Prozentsatz von Toten ist unserem mörderischen Artilleriefeuer zuzuschreiben. Bis 
zum Abend bestatteten wir 1200 serbische Leichen. Wir selbst hatten geringe Verluste." 
Nach dem Sieg auf den Höhen von Kuliste sammelten sich der „Neuen Freien Presse" 
zufolge die serbischen Truppen auf den Höhen von K o st a j n i k, wurden jedoch von den 
Oesterreichern verfolgt und waren infolgedessen gezwungen, den Kampf wieder aufzu 
nehmen, bevor sie sich hatten ordnen und in gedeckten Stellungen unterbringen können. 
Die österreichischen Truppen erreichten Kostajnik in forcierten Märschen, und nahmen 
den Ort mit ihrer auf der Gorni Borina aufgestellten Artillerie unter starkes 
Granaten- und Schrapnellfeuer. Der von der Artillerie unterstützten Infanterie gelang 
es dann, Kostajnik nach viermaligem Sturm einzunehmen und damit den Weg nach dem 
Städtchen Krupanj frei zu bekommen. Die Erstürmung Krupanjs brachte auch Zavlaka 
und die östlich von Zavlaka gelegenen Höhen Vlasic Planina in die Hände der Oester 
reicher. Der Feind zog sich in der Richtung des Plecskaflüßchens zurück.
	        
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