Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

182 Die Türkei und der Heilige Krieg bis zu den Dardanellen-Kämpfen 
Der englische General Maxwell hat die militärische Regierung in Aegypten über 
nommen. Ueber das ganze Land ist der Belagerungszustand verhängt worden. Der 
Suezkanal wird seit dem Kriegsausbruch von englischen Truppen bewacht. Durch ge 
panzerte Züge und reiches Verteidigungsmaterial suchen die Engländer den östlichen 
Teil Aegyptens gegen türkische Einsälle zu schützen. 30000 englische Territorialtruppen 
stehen schon unter den Fahnen. 
4. November 1914. 
Die Engländer haben den Prinzen Hussein-Kamel, den Enkel des früheren Khe- 
diven Ismail Pascha, zum KhedivenvonAegypten, sowie Ismail Sirri Pascha 
zum Kriegsmini st er von Aegypten ernannt (vgl. S. 239 u. 240). — Die englischen 
Gesandtschaften teilten in einer Note sämtlichen neutralen Staaten die Uebernahme 
der Souveränität Aegyptens durch den König von England mit. 
8. November. 
Nach einer italienischen Meldung hatderScheichderSenussi seine Streitmacht 
aus der Cyrenaica zurückgezogen und nach Aegypten gegen die Engländer geschickt. 
Viele Notabeln der mohammedanischen Bevölkerung von Kairo und Alexan 
drien sind von den Engländern verhaftet worden. Die Frauen und Kinder dürfen die 
Häuser nicht verlassen. Die Bazare sirü> alle geschlossen, viele davon wurden geplündert. 
10. November 1914. 
Der englische Kommandant von Aegypten erläßt folgende Prokla 
mation: „Obwohl von Kriegsbeginn an die osmanische Regierung unter dem Einfluß 
unserer Feinde das internationale Recht gebrochen hat, ergriff die englische Regierung keine 
Gegenmaßregeln, bis sie sich durch die militärischen Vorbereitungen der Türkei in Syrien, 
die sich gegen Aegypten richteten, und durch die Verletzung der ägyptischen Grenzen durch 
bewaffnete Banden sowie durch Angriffe der türkischen Marine unter deutschen Offizieren 
gegen ein verbündetes Land dazu gezwungen sah. England kämpft zum Schutze der Rechte 
und Freiheiten Aegyptens. In Anbetracht der Verehrung, die die Mohammedaner Aegyp 
tens dem Sultan aus religiösen Gründen zollen, verlangt England nicht, daß das Volk 
Aegyptens ihm im Kampfe zur Seite steht, es erwartet und verlangt aber, daß die Bevöl 
kerung dem Feinde weder helfen noch Englands militärische Operationen hindern wird." 
Perflen und Afghanistan bis zur Verkündigung 
des Heiligen Krieges 
Vorbemerkung 
Obwohl Persien nach seiner Erklärung vom 3. November 1914 unter die neutralen 
Staaten zu zählen ist, sind die Ereignisse, die sich vor dem Ausbruch des Heiligen Krieges 
in seinen Grenzgebieten wie in Afghanistan abspielten, doch so eng mit der Ent 
wicklung aller Verhältnisse des türkischen Reiches verknüpft, daß es angebracht erschien, 
die wichtigsten der vorhandenen Meldungen bereits hier übersichtlich zusammenzustellen; 
ihre Richtigkeit und Vollständigkeit kann erst in späteren Zeiten nachgeprüft werden. 
Chronologische Uebersicht der Ereignisse in Persien 
Ende September 1914. 
Die Nachricht von den Niederlagen der Russen durch die deutschen und österreichisch- 
ungarischen Heere hat in den Rußland benachbarten Teilen Persiens eine kräftige 
Strömung gegen die Russen hervorgerufen; zahlreiche kleinere Zusammenstöße mit per 
sischen Stämmen werden gemeldet.
	        
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