Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Türkei bis zum Ausbruch des Heiligen Krieges 177 
Zeit griff eine vom Kapitän Fürst Trubetzkoi befehligte Flottille von Torpedobooten den 
„Sultan Jawus Selim" an. Aber das heftige Feuer des Feindes verhinderte die Fort 
setzung des Angriffs, während dessen das vom Leutnant Poustfchine befehligte Torpedo 
boot ein großes Leck erhielt und in Brand geschossen wurde. Die Beschießung des „Sultan 
Jawus Selim" dauerte etwa 20 Minuten. Darauf fuhr der Kreuzer auf das offene Meer 
hinaus. Auf der Rückfahrt von Sewastopol entdeckte der „Sultan Jawus Selim" das 
Transportschiff „Pruth", das zurückkam. Es wurde aufgefordert, sich zu ergeben. Da das 
Schiff keine Geschütze besaß, so hißte es die Kriegsflagge und wandte sich nach der Küste. 
Sein Kommandant ließ das Schiff in die Luft sprengen. Dabei fand der Leutnant 
Rogowinsky, als er eben eine zweite Dynamitpatrone entzünden wollte, den Heldentod. 
Ein Teil der Besatzung des „Pruth" rettete sich auf den Rettungsbooten, ein anderer 
Teil wurde von den den „Sultan Jawus Selim" begleitenden türkischen Torpedobooten 
aufgenommen. Die Schleppnetzschisse, die ihre Arbeit während der Beschießung unter 
brochen hatten, nahmen ihre Arbeit wieder auf. Darauf fuhr die russische Schwarzmeer 
flotte auf das offene Meer hinaus, um den Feind zu verfolgen, der einem Kampfe aus 
wich und sich auf seine Basis, den Bosporus, zurückzog. Unsere Verluste betrugen an 
Bord des „Pruth" zwei Offiziere, ein Schiffsgeiftlicher und 26 Matrosen tot, an Bord 
des Torpedoboots des Leutnants Poustfchine sieben Matrosen tot und ebensoviel ver 
wundet, auf dem „Kubanetz" sieben Matrosen verwundet, auf dem „Donetz" ein Arzt tot. 
Wie festgestellt ist, sah der türkische Plan gleichzeitig mit den Angriffen auf Sewastopol 
und Odessa noch eine Beschießung anderer Punkte unserer Küste vor. Die „Midilli" 
beschoß Theodosia, der Kreuzer „Hamidije" Odessa. 
31. Oktober 1914. 
Die Nachricht vom Eingreifen der Türkei in den Krieg und von ihren ersten siegreichen 
Kämpfen hat in ganz Deutschland und Oesterreich-Ungarn, besonders in 
Berlin, Wien, Budapest und Triest, große Sympathiekundgebungen hervorgerufen. 
1. November 1914. 
Der ottomanischeGeschäftsträger in Petersburg, Fahr Eddin, soll am 
1. November dem russischen Minister des Aeußern, Sasonow, folgende Depesche des 
Großw esirs vorgelegt haben: Uebermitteln Sie dem Minister des Aeußern, Sasonow, 
den Ausdruck unseres tiefen Bedauerns über den Abbruch der guten Beziehungen der 
beiden Mächte, der durch den feindlichen Akt der russischen Flotte herbeigeführt worden ist. 
Sie können der Kaiserlichen russischen Regierung versichern, daß die hohe Pforte nicht 
verfehlen wird, eine angemessene Lösung dieser Frage zu finden und, daß sie alle Maß 
nahmen ergreifen wird, um die Möglichkeit einer Wiederholung solcher Vorkommnisse zu 
vermeiden. Schon jetzt können Sie dem Minister des Aeußern erklären, daß die ottomanische 
Regierung beschlossen hat, ihrer Flotte zu verbieten, in das Schwarze Meer zu gehen. 
Unsererseits hoffen wir, daß die russische Flotte nicht an unseren Küsten kreuzen wird. 
Ich hoffe fest, daß die Kaiserliche russische Regierung in dieser Angelegenheit denselben ' 
Geist der Versöhnlichkeit, wie wir, zeigen wird, im Interesse der beiden Länder. 
Nach Anhörung dieser Depesche erwiderte Sasonow dem ottomanischen diplomatischen 
Vertreter, er stelle formell in Abrede, daß die Feindseligkeiten von der russischen Flotte 
begonnen worden seien. Er halte es für zu spät, irgend welche Verhandlungen anzu 
knüpfen. Nur wenn die Türkei sofort alle deutschen Beamten aus Armee und Marine 
ausgestoßen hätte, wäre es möglich gewesen, Verhandlungen über eine Entschädigung der 
Leute zu beginnen, die durch den hinterlistigen Angriff aus die russischen Küsten gelitten 
hätten. Da die Erklärung des türkischen Geschäftsträgers nichts an der Lage ändere, 
teilte Sasonow Fahr Eddin mit, daß er am folgenden Tage die Pässe erhalten werde, 
Petersburg zu verlassen. 
Bölk«rlrie,. IV. 
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