Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Türkei bis zum Ausbruch des Heiligen Krieges 173 
und sie ist auch überzeugt, daß die Mächte sie auf diesem Wege unterstützen werden. Zu 
diesem Zweck hat die Pforte beschlossen, mit dem 1. Oktober 1914 die Kapitulationen 
und alle vor oder nach ihnen erlassenen Jmmunitätsrechte, die bisher ein Hindernis für 
den Fortschritt des Reiches gebildet haben, aufzuheben und für ihre Beziehungen zu den 
Mächten die Grundsätze des internationalen Rechtes anzunehmen." 
Die Aufhebung der Kapitulationen hat, wie aus Konstantinopel gemeldet wird, viel 
fach zu patriotischen Freudenkundgebungen geführt. 
15. September 1914. 
Die englische Marinemission mit Konteradmiral Limpus an der Spitze, die 
schon seit mehreren Wochen keinen Dienst mehr auf der türkischen Flotte tat und nur noch 
in den Büros des Marineministeriums beschäftigt war, hat um ihre Entlassung aus 
türkischen Diensten nachgesucht. 
Dazu meldet die „Südslawische Korrespondenz": Man hat in Konstantinopel gegen 
die englischen Offiziere öffentlich die Beschuldigung erhoben, daß sie gegen die ihnen 
anvertrauten Kriegsschiffe einen unerhörten Sabotageversuch gemacht hätten, in 
dem sie durch gewisse Manipulationen die Aktionskraft der türkischen Kriegsschiffe zu 
vermindern suchten, eine Beschuldigung, die unwidersprochen blieb und insofern eine 
Bestätigung erfuhr, als die Marineleitung die englischen Offiziere in Stellungen ver 
setzte, die mit einer vollkommenen Kaltstellung identisch sind. Es ist außerdem auf 
gefallen, daß die türkische Regierung sich veranlaßt gesehen hat, die Apparate für Funken 
spruch von dem Gebäude der englischen Botschaft durch Militär mit Gewalt entfernen zu 
lassen, nachdem der englische Botschafter die Abmontierung der Apparate verweigert hatten 
Es wird behauptet, daß die englische Botschaft von den englischen Marineoffizieren 
laufend Informationen über die Vorgänge in der türkischen Marine empfangen habe, 
die durch Funkenfpruch weitergegeben worden feien. 
16. September. 
Die Tätigkeit der deutschen Militärmission in Konstantinopel hat nach dem 
Urteil der Angehörigen der Armee sowie ausländischer fachmännischer Beobachter zu 
sehr ersprießlichen Erfolgen geführt. Die Mitglieder der Mission arbeiten mit unermüd 
lichem Eifer daran, das osmanifche Heerwesen mit dem Geist strengster Manneszucht zu 
erfüllen, alle Nachlässigkeiten und Korruptionen auszurotten und auch den Geboten der 
Hygiene Achtung zu verschaffen. Die Früchte dieser Erziehung zeigten sich bereits bei der 
Durchführung der Mobilisierung. 
23. September. 
Die englische Marinekommission hat weder dem Großwesir noch irgend 
einer amtlichen Stelle einen Abschiedsbesuch abgestattet. Ihre Abreise erfolgte auf 
griechischen Handelsdampfern. Mit ihnen verließen etwa 230 englische Staatsangehörige 
die Türkei. 
Konteradmiral Limpus der englischen Marinemission ist der in Sebastopol statio 
nierten russischen Flotte überwiesen worden. 
24. September. 
Die russische Flotte des Schwarzen Meeres nähert sich dem Bosporus, und die 
englische Mittelmeerflotte mit einem großen Teil der französischen 
Flotte versammelt sich in den ägäischen Gewässern. Die gleichzeitige Flottenkund 
gebung im Bosporus und an den Dardanellen soll die Türkei zur Zurücknahme des die 
Kapitulationen aufhebenden Jrades veranlassen und sie zwingen, ihre zweifelhafte 
Stellung gegenüber dem Dreiverband aufzugeben. 
29. September 1914. 
Die Hafenpräfektur teilt amtlich mit, daß die Dardanellen gefperrt worden sind.
	        
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