Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Vom Zaren und den russischen Heerführern 
165 
sichtsmaßregeln begleitet war, die selbst über das Maß der sonst so großen Sicherheitsvor 
kehrungen zum Schutz der kaiserlichen Person hinausgingen. Aus den Berichten der 
offiziellen Berichterstatter, die sich im Gefolge befanden, war schon zu erkennen, daß der 
Zar auf feiner Reise zur Armee kaum in direkte Berührung mit den Soldaten kam. Es 
Wurden nur gewisse Regimenter besucht, deren Stimmung vorher durch in Uniform gesteckte 
Geheimpolizisten, die die ständige Ueberwachung des Zaren besorgen, sichergestellt worden 
war. Vor diesen Regimentern hielt der Zar verschiedene Ansprachen und ließ an die 
Soldaten Tausende von Heiligenbildern verteilen. Die Rückkehr erfolgte in aller Stille." 
16. November 1914. 
Der Zar und die Zarin find von ihrem Besuch der Front nach Zarskoje-Sselo zu 
rückgekehrt. 
Der Zar war in Begleitung des Kriegsministers am 4. November 1914 nach der Front 
abgereist, weilte am 5. November in Minsk, am10. November in Cholm in Polen und 
nahm auf dem Wege von Cholm nach Siedliece den Bericht des Oberstkommandierenden der 
Nordwestarmee, General Rußki entgegen. Darauf besuchte der Zar die Festung Iw an 
gor o d und besichtigte die Trophäen, die in den Kämpfen bei dieser Festung genommen 
wurden. Er beobachtete die Tätigkeit der Batterien und unternahm eine Automobilsahrt 
durch die Umgegend von Jwangorod, um die Laufgräben und anderen Verteidigungs 
veranstaltungen zu besichtigen, die von den Deutschen während ihrer Offensive gegen die 
Festung angelegt worden waren. 
Ueber den Besuch des Zaren in G r o d n o wird berichtet, er habe dort auch die Ver 
treter der jüdischen Bevölkerung empfangen und sich über den der Bevölkerung durch die 
„deutsche Invasion" zugefügten Schaden informiert. Die Zarin, die mit ihren 
Töchtern, den Großfürstinnen Olga und Tatjana, am 14. November 1914 nach Grodno 
abgereist war, nahm an diesen Empfängen teil. 
1. Januar 1915. 
Der Zar kehrte von seiner dritten Reise nach den Fronten zurück. Er war am 
1. Dezember 1914 nach den Kriegsschauplätzen abgereist, war am 10. Dezember in 
Tiflis (vgl. S. 234) und am 19. Dezember aus Nowotscherkesk in Woronesch eingetroffen, 
wo er mit der Z a r i n und den Großfürstinnen Olga und Tatjana zusammentraf. Nach 
kurzem Aufenthalt in Riazan kamen der Zar, die Zarin und die Großfürstinnen am 
21. Dezember 1914 nach Moskau. Von hier aus besuchte der Zar das Große Haupt 
quartier des Generalissimus, nahm die Berichte über die kriegerischen Operationen ent 
gegen und begab sich dann zu den Truppen. Er dankte den verschiedenen Einheiten der 
Armee für ihre Kriegsdienste und ließ sich vom kommandierenden General der Nord 
westarmeen, Generaladjutanten Rußki, ausführlichen Bericht erstatten. Der Aufenthalt 
bei den Truppen mußte, nach Mitteilungen der „Südslawischen Korrespondenz", 
abgebrochen werden, da der Zar an einer Influenza erkrankte, die er sich bei den 
Truppeninspektionen zugezogen hatte. 
6.—16. Februar. 
Der Zar weilte zum vierten Mal an der Front seiner gegen die Verbündeten 
kämpfenden Armeen und ist am 16. Februar 1915 nach Zarskoje-Sselo zurückgekehrt. 
Im russischen Hauptquartier 
Der Kriegsberichterstatter der „Times", der vom russischen Oberbefehlshaber die 
Erlaubnis zum Besuch der Schlachtfelder erhalten hatte, veröffentlicht eine anschauliche 
Schilderung des russischen Hauptquartiers: „Es gibt keine Romantik mehr im modernen 
Kriege," schreibt er. „Die malerischen Erscheinungen, die früher dem Herzen des 
Journalisten so teuer waren, sind dahin. Der Krieg ist jetzt eine große geschäftliche
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.