Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

D i e Kämpfe in Ostpreußen 
127 
von Goldap—Darkehmenbis zum nordöstlichen Rande der Rominier Heide 
durchzubrechen, um sich in den Besitz der Straße Stallupöne n—G umbinnenzu 
setzen. Um die Jahreswende gedachten die Russen sich in den altpreußischen Stamm 
landen häuslich niederzulassen und trafen alle Vorbereitungen zu einem energischen Vor 
marsch gegen Königsberg. Von Süden gegen die masurischen Seen vorstoßend, sollte der 
Norden der Provinz Ostpreußen von Pillkallen aus in der Richtung auf Tilsit von den 
deutschen Truppen gesäubert werden. Die russischen Streitkräste waren den für die Ver 
teidigung bestimmten deutschen Heeresteilen weit überlegen. Wo es aber zu Zusammen 
stößen kam, gelang es den oft schwachen deutschen Abteilungen, besonders in nächtlichen 
Sturmangriffen, die an Zahl weit überlegenen Russen aus vorzüglich gesicherten Stel 
lungen hinauszuwerfen. In anschaulicher Weise schildert Paul Lindenberg im „Berliner 
Tageblatt" eine Episode aus diesen Kämpfen, die Erstürmung des Wilhelms 
berges: „Um die elfte Vormittagsstunde des 13. November 1914 setzte unser Angriff 
mit voller Stärke ein. Es galt, den in der Richtung von Goldap—Darkehmen mit An 
lehnung an die Romintener Heide vorrückenden Feind zurückzuwerfen, um ihm ein 
weiteres Vordringen nach Gumbinnen—Insterburg gründlich zu verleiden.... 
Zwanzig Meter vor unserem Dorf hielt Landwehr mit einem Maschinengewehr, das 
durch eine eiserne Platte eine Art Brustwehr erhalten hatte, einen Schützengraben besetzt, 
weiter nach vorn ging in langen Linien ein Bataillon des Jnsterburger Regiments vor, 
von rechts näherte sich das Rastenburger Grenadierregiment. Den Mittelpunkt der feind 
lichen Stellung bildete gerade vor uns der etwa 1500 Meter entfernte, hier und da mit 
Tannengehölz bewachsene Wilhelmsberg sowie einige nahe Dörfer, die von unserer 
schweren Artillerie unter Feuer gehalten wurden. Die Batterien dieser schweren Artillerie 
standen an einer Mühle hinter unserem Dörfchen, etwas vor ihnen, standen zwei Bat 
terien Feldartillerie, die ihre Schrapnells über die Russen ausstreuten.... 
Fortwährend feuernd drang unsere Infanterie langsam vor, unterstützt von Maschinen 
gewehren, deren Knack-Knack-Knack-Knack sich mit den rollenden Salven der Gewehre 
und dem Dröhnen der Granaten vermischte. Die Russen hielten hartnäckig stand und er- 
widerten das Feuer aufs umfassendste; doch unsere schwere Artillerie machte wieder ein 
mal gute Arbeit, das feindliche Feuer wurde merklich schwächer. Wir verließen unseren 
gedeckten Platz, traten hinaus auf die Chaussee und schritten sie ein Stückchen entlang. 
Unsere Infanterie war tüchtig vorwärts gekommen, auch die Landwehr war unterdessen 
eingetroffen. Eine Kompagnie Pioniere eilte mit Gewehren und Spaten im Marsch- 
Marsch über das nahe Feld, mehrere Maschinengewehre wurden von den Mannschaften 
hastig hinterher getragen; andere schleppten die Munition in Blechkästen. Die Anhöhe 
war erreicht, nach fünf Minuten ging das Knack-Knack nach der rechten Seite hin los, wo 
sich Feinde gezeigt hatten. 
Der Brigadeadjutant der schweren Artillerie sprengte heran: „Allgemeines Vorgehen!" 
rief er mit heller Stimme. Wie durch Zauber wurde es plötzlich lebhaft in dem stillen 
Dörfchen. Die Reservekompagnie ordnete sich, Sanitätsmannschaften tauchten mit ihren 
Wagen auf, Offiziere mit einzelnen zur Verteidigung des Dorfes und der Artillerie be 
stimmt gewesenen Zügen wurden in Gärten sichtbar, die Maschinengewehrabteilung 
hielt sich zur Abfahrt bereit, alles hatte sich bei dem schlimmen Feuer verborgen gehalten. 
Und nun der Ruf: „Der Wilhelmsberg ist genommen! Königsfelde auch!" Niemand 
wußte, wer die frohe Nachricht gebracht hatte, von Mund zu Mund flog sie, ließ die 
Herzen höher schlagen und die Augen aufflammen: das war ersehnte Botschaft! 
Patrouillen jagen heran, von den rückwärts befindlichen Stellungen der Artillerie 
kommend, Meldereiter folgen, die schwarz-weißen Fähnchen flattern in der Luft, dann 
ein kleiner Trupp höherer Offiziere, die sich aus den Sätteln schwingen. Es ist der Stab,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.