Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

D i e Kämpfe in Ostpreußen 
125 
chem Tage unsere Truppen, nunmehr schon ganz auf russischem Boden, W i z w i n h, 
Kalwarja und M a r i a m p o l besetzten, hatte sich die Zahl der von den Truppen des 
Nordflügels genommenen Geschütze auf siebzehn gesteigert. Die russische 73. und 
56. Division waren bis zu diesem Zeitpunkte so gut wie vernichtet, die 27. Division war 
aufs schwerste geschädigt. 
Der vor derAngerapplinie und den Befestigungen von Lötzen gelegene Gegner 
hatte inzwischen gleichfalls den Rückzug in östlicher Richtung eingeleitet. Nunmehr 
schritten auch die in den deutschen Befestigungen bisher zurückgehaltenen Truppenteile, 
aus Landwehr und Landsturm bestehend, zum Angriff gegen den weichenden Feind, 
dessen lange Marschkolonnen von unseren Fliegern sestgestellt wurden. An diesem und 
an den nächsten Tagen kam es an den verschiedensten Stellen zum Kampfe. Wiederum 
wurden zahlreiche Gefangene gemacht. 
Während aus der Gegend von Tilsit die Truppen des Generalobersten v. Eichhorn 
bei Schnee und Eis in Gewaltmärschen auf S u w a l k i und S e j n y marschierten und 
der rechte deutsche Heeresflügel sich über Grajewo auf Augustow Bahn brach, hatte die 
Mitte der Truppen des Generals von Below mehrtägige Kämpfe in der Gegend von 
L Y ck durchzuführen. Begünstigt durch die natürliche Verteidigungsfähigkeit der masuri 
schen Seen, fetzte sich der Feind in den künstlich verstärkten und größtenteils mit Draht 
hindernissen versehenen Engen hartnäckig zur Wehr. Hier wollte er sich um jeden Preis 
behaupten, um der Masse seiner Armee die Durchführung des Rückzugs auf Suwalki und 
Augustow zu ermöglichen. Der Feind, der hier seine besten — sibirische — Truppen ent 
faltet hatte, die unter einer energischen Führung mit anerkennungswerter Energie 
fochten, fühlte sich so stark, daß er an einzelnen Stellen aus den Engen der masurischen 
Seen zum Angriff vorgegangen war und befestigte Stellungen bezogen hatte, die mehrere 
Kilometer über den Lycker See in westlicher Richtung vorgeschoben waren. Die deutschen 
Truppen hatten diese Stellungen am 12. Februar 1915 genommen; der Feind war auf 
die Seeengen zurückgegangen. Er hielt nunmehr einerseits das Gelände, das sich zwischen 
dem Laszmiadensee und dem Dorfe W o s z e l l e n erstreckt und andererseits die Engen 
zwischen Woszellen und Lycker See. Für die deutsche Führung kam es darauf an, den 
Zugang zur Stadt Lyck von Norden her zu öffnen. Die Besitznahme des Dorfes Wos 
zellen mußte dabei von ausschlaggebender Bedeutung sein. Die zu diesem Angriff aus 
ersehene Truppe bestand aus Landwehr und dem Füsilierregiment Nr. 33, während die 
Truppen der Generale v. Falck und Buttlar die Engen selbst angriffen. 
Diese Kämpfe um Lyck spielten sich vor den Augen des Allerhöchsten Kriegsherrn ab. 
S e. MajestätderKaiser war am 13. Februar in Lötzen eingetroffen, um zunächst 
jene Stellungen zu besichtigen, die seine Truppen — vorwiegend Landsturm und Land 
wehr — in ununterbrochenen, drei Monate langen Kämpfen erfolgreich verteidigt hatten. 
Am Nachmittag traf der Kaifer dann auf der Höhe westlich des Dorfes G r a b n i k ein, 
an dessen Oftausgang die deutschen Geschütze donnerten, während die Infanterie bei 
lebhaftem Gewehr- und Mäschinengewehrfeuer in fortschreitendem Angriffe gegen Wos 
zellen lag. Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgte der Allerhöchste Kriegsherr, an 
dessen Aufstellungsort die Kaiserstandarte gehißt war, die einzelnen Phasen des Kampfes 
bis zur einbrechenden Dunkelheit. Leichter Regen rieselte vom Himmel — die strenge 
Kälte der letzten Tage hatte sich in Tauwetter verwandelt — als der Feuerkampf all 
mählich einschlief. Nur um die Enge von Woszellen wurde noch weiter gekämpft und 
diese am Abend vom Füsilierregiment 33 erstürmt. Kurz vor der Abfahrt nach Lötzen, 
wo der Hofzug des Kaisers stand, konnte die Meldung von diesem Erfolge, der mit der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.