Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

86 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Winterschlacht in Masuren 
Aus den siegreichen Kämpfen bei Zakliczyn 
Eine glänzende Waffentat haben die Truppen der Verbündeten am 18. Januar 1915 
beiZakliczyu vollbracht (vgl. S. 79) und damit einen bedeutsamen Erfolg errungen. 
Die russische Front lief damals von der Dunajecmündung an auf dem östlichen Ufer 
dieses Flusses bis zur Einmündung der Biala, zog auf dem Ostufer der Biala knapp 
westlich Tarnow gegen Süden bis zu dem großen Bialabuge fechs Kilometer nordwestlich 
Tuchow, führte sodann, die Bialaschlinge abschneidend, quer über das diese ausfüllende 
Bergland bis in die Gegend etwa acht Kilometer südwestlich Tuchow und zweigte hierauf 
in südöstlicher Richtung gegen den Raum von Gorlice ab (vgl. die Karte S. 77). Als die 
Russen in der zweiten Hälfte des Dezember in Galizien nach Eintreffen beträchtlicher 
Verstärkungen neuerdings zum Gegenangriffe schritten, war eines ihrer ersten Ziele, die 
Eroberung der Gegend zwischen dem Bialabuge westlich Tuchow, in der sie vor allem eine 
von den österreichisch-ungarischen Truppen halbwegs zwischen Tuchow und Zakliczyn besetzte 
Höhenstellung angriffen. Am 22., 23., 27., 29., 30. und 31. Dezember 1914, dann am 
8., 9. und 16. Januar 1915 fanden hier heftige Kämpfe statt, in denen die wiederholten, 
mit bedeutenden Kräften durchgeführten russischen Anstürme unter schweren Verlusten 
des Feindes zum Scheitern gebracht wurden. Aus der großen Zahl der Kampftage läßt 
sich wohl die Bedeutung ermessen, die dem Raume von den Russen zugesprochen wurde. 
Ueber diese Kämpfe berichtet Leonhard Welt ergänzend im „Berliner Tageblatt": 
„Wochenlang widerhallte der Donner der Geschütze von den Außenforts der Stadt Krakau, 
wochenlang drückte der russische Koloß mit Anspannung aller Kraft auf den Nordostbogen 
der Festung, ohne ihn zerbrechen zu können. Ermattet wich er zurück und sucht nun aus 
dem Raume von Rzeszow hartnäckig die Kraftprobe zu wiederholen. Mitkämpfer erzäh 
len mir von diesen jüngsten Kämpfen auf der Linie, die von Bochnia über Zakliczyn und 
Gorlice bis in die Karpathen reicht. Die russischen Soldaten waren in vier Schichten 
eingeteilt, von denen immer eine die ganze Nacht hindurch schoß, während die anderen 
drei ruhten. Bei Leszczyna stellte nun eines Nachts eine von einem Gefreiten geführte 
Patrouille fest, daß in dem Schützengraben vor ihnen nur vier Russen wachten. Darauf 
hin pürschten sich österreichisch-ungarische Soldaten heran, machten die russische Wache 
nieder und überrumpelten die schlasenden Russen in den Deckungen. Zwölfhuudert wur 
den ohne Schuß gefangen. In der Ausnutzung dieses Erfolges fielen die österreichisch 
ungarischen Truppen am folgenden Tage einer russischen Brigade in die Flanke und 
schossen sie mit Maschinengewehren zusammen. Die Ueberlebenden flohen panikartig. 
Die Sieger gruben sich auf dem eroberten Waldgelände ein; aber tags darauf rächten sich 
die Russen durch ein mörderisches Granatenfeuer auf diese neuen, ihnen bekannten öster 
reichisch-ungarischen Stellungen. Ein Einjähriger, den der erzählende Offizier auf Mel 
dung sandte, wurde von einer hart neben ihm einschlagenden Granate fortgeschleudert; 
er stand wieder auf, schüttelte sich lachend die Erdschollen ab und lief weiter. Hinter den 
österreichisch-ungarischen Linien wurde ein tollkühner russischer Beobachtungsoffizier ent 
deckt, der den Seinen die feindlichen Stellungen signalisiert hatte. Die nachrückenden Ver 
stärkungen wurden von den bedrängten Verbündeten mit Hurra begrüßt. Honvedhusaren 
gingen mit glänzendem Schneid an den Feind, ein Trompeter hieb einem Russen, der 
einen Honvedoffizier bedrohte, mit einem Säbelhieb den Kopf ab. Auch die polnischen 
Legionäre hielten sich gut. Bei Janovice unfern Zakliczyn wurde ein russisches Flugzeug 
durch einen Schuß in den Motorkühler heruntergeholt." 
Durch Eroberung der zwischen Tuchow und Zakliczyn gelegenen Höhenposition hätten 
die Russen einen für die Fortführung des Angriffes über den mittleren Dunajec wich 
tigen Stützpunkt gewonnen. Schon die Behauptung dieser Höhenlinie wäre daher ange
	        
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