Volltext: Kommentar zu den deutschen Dokumenten zum Kriegsausbruch (5 / 1920)

1913 an Hartwig, „erst das erste Stadium seines historischen 
Weges durchlaufen. Zur Erreichung seines... Zieles muß es noch 
einen furchtbaren Kampf aushalten, bei dem seine ganze Existenz 
in Frage gestellt ist. Serbiens verheißenes Land liegt im Gebiet 
des heutigen Österreich-Ungarn.“ Es möge sich „in zäher und 
geduldiger Arbeit mit dem erforderlichen Grad der Bereitschaft 
für den in Zukunft unausweichlichen Kampf versetzen“. Auch 
der russische und französische Gesandte in Bukarest rieten Serbien, 
seine Kräfte zu sammeln, „um möglichst vorbereitet die gewich¬ 
tigen Ereignisse zu erwarten, die unter den Großmächten eintreten 
müssen“. (Telegramm des serbischen Gesandten 'in Bukarest 
vom 26. 11. 1912.) „Wiederum sagte Sasonow,“ nach dem Tele¬ 
gramm des serbischen Gesandten in Petersburg vom 12. Mai 1913, 
„daß wir (Serben) für die zukünftige Zeit arbeiten müssen, wenn 
wir viel Land von Österreich-Ungarn bekommen werden.“ 
So sah der Frieden Europas aus. Entsprechend hat das Jahr 
1914 begonnen. Am 7. Januar unterbreitete Sasonow dem Zaren 
ein Memorandum, in dem er vorschlug, die Türkei gewaltsam, 
nämlich durch eine „ernste militärische Aktion und die Besetzung 
türkischer Häfen“ an der Reorganisation ihrer Armee mit Hilfe 
der deutschen Militärmission zu hindern. Dabei rechnete er darauf, 
daß Deutschland der Türkei aktiv beistehen werde. Er wollte 
einen Ministerrat einberufen, „der darüber zu beraten haben würde, 
ob Rußland für die Eventualität militärischer Aktionen bereit 
sei, unter der Voraussetzung, daß es von Frankreich mit allen 
Kräften unterstützt werde, und auch England ihm tatkräftig 
beistehe“. (Denkschrift vom 27. 5. 1919, Anlage IX.) In ihrer 
Sitzung vom 14. Januar 1914 beschloß die Stadtverwaltung von 
Paris, mit Hilfe namhafter Aufwendungen, in die sie sich mit den 
Militärbehörden geteilt hat, die Mehlvorräte von Paris so weit 
zu erhöhen, daß die Stadt während der Verkehrssperre einer 
Mobilmachung keinen Mangel zu leiden brauche. Der Militär¬ 
gouverneur von Paris, General Michel, erklärte anläßlich dieser 
Beratung: „Die Zeit drängt. Dieses Jahr ist ein ganz besonderes 
Jahr. Wir wissen nicht, was es uns bringen wird. Wir wissen 
nicht, ob wir nicht die Mobilmachung im März oder April haben 
werden.“*) 
Rußland bewilligte, ebenfalls im Januar, 15 Millionen Rubel 
für die Ausrüstung der montenegrinischen Truppen mit Artillerie 
und Kriegsmaterial, weitere 4 Millionen für die Versorgung des 
montenegrinischen Heeres und eine halbe Million für russische 
Instrukteure (Bericht des russischen Geschäftsträgers in Cetinje 
*) Siehe die Mitteilungen des Botschafters von Schoen, Berliner Lokal¬ 
anzeiger vom 21. 12. 1918, Nr. 646.
	        
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