Volltext: Kommentar zu den deutschen Dokumenten zum Kriegsausbruch (5 / 1920)

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1907 gegen jede Rüstungsminderung sei ein solches Vorgehen der 
Entente wohl erklärlich. So sehr man die Stellungnahme Deutsch¬ 
lands in der Frage der Einschränkung des militärischen Kraft- und 
Kostenaufwands mißbilligen darf, so darf man doch nicht über¬ 
sehen, daß schon vor dieser Konferenz das Verhältnis der Heeres¬ 
stärken der beiden Staatengruppen zwar noch nicht s o ungleich, 
aber immerhin für die Zentralmächte schon recht ungünstig war. 
III. Der 5. und 6. Juli 1914 
Zur unmittelbaren Vorgeschichte des Krieges übergehend, 
legt Kautsky großes Gewicht auf die Zusammenkünfte Kaiser 
Wilhelms mit dem Erzherzog-Thronfolger in Miramare im April 
1914 und zwei Monate später in Konopischt. Er weiß ebensowenig 
wie andere, was dort verhandelt wurde, und kennt nur den Be¬ 
richt Tschirschkys vom 17. Juni (D. Nr. 4), daß in Konopischt über 
alle möglichen Fragen eingehend gesprochen wurde, und daß auch 
die verfehlte Politik Tiszas gegenüber den ungarländischen 
Rumänen einen Gegenstand' der Unterredungen bildete. Ebenso 
steht, wie Kautsky zugibt, in dem am 5. Juli in Berlin überreichten 
Memorandum, der österreichisch-ungarischen Regierung (D. Nr. 14) 
die rumänische Frage im Vordergrund. Wenn man aber aus 
dem Schlußsatz, daß es ein gemeinsames Interesse der Zentral¬ 
mächte sei, „im jetzigen Stadium der Balkankrise rechtzeitig und 
energisch einer von Rußland planmäßig angestrebten und geförder¬ 
ten Entwicklung entgegenzutreten, die später vielleicht nicht mehr 
rückgängig zu machen wäre“, die Folgerung gezogen wird, das 
Memorandum sei „kaum anders aufzufassen, als daß es in der 
Sprache der Diplomatie den Präventivkrieg gegen Rußland fordert“ 
(K. Seite 39), so bietet die Denkschrift für eine solche Auslegung 
keinen Anhalt, denn sie bezeichnet im Hinblick auf die veränderte, 
vom Dreibund wegstrebende Haltung Rumäniens folgende Ma߬ 
nahmen als nötig (D. Nr. 14, Seite 28, Absatz 3 und 4): 
In militäri scher Beziehung andere Dispositionen für 
den Fall eines Krieges mit Rußland und die Anlage von 
Befestigungen gegen Rumänien, 
in politischer Hinsicht den Anschluß Bulgariens an 
den Dreibund und ein bulgarisch-türkisches Bündnis. 
Diese vier Vorschläge: Aenderung des Aufmarsches im Mobil¬ 
machungsfalle, Anlage von Befestigungen und Abschluß von zwei 
Bündnissen sind Maßnahmen auf lange Sicht und sprechen
	        
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