Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und seine Stellung zu den Wiedertäufern

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„Wer diess Wort habe, könne nicht sündigen, denn dieses 
Wort erzeuge in uns die Liebe. Der Himmel sei schon in diesem 
Leben zu finden, wer das Wort Gottes in der Brust habe, der 
habe den Himmel auf Erden." „Das Wort, das wir aussprechen", 
schrieb ein anderer Wiedertäufer, Jacobus Cantus 1527, „reden, 
schreiben, ist nicht das lebendige Wort Gottes, sondern nur 
Zeugnis und Zeichen des inneren, damit dem äusseren genug 
geschehe. Kein äusserlich Wort oder Zeichen oder Sakrament, 
auch keine äusserliche Verheissung hat diese Kraft, dass es den 
inneren Menschen stärken und trösten könne." 
Von diesem Standpunkte aus lehrten sie: 
„Die Taufe oder äusserlich abwaschen bringt keine Selig¬ 
keit, sondern nur der Bund des guten Gewissens mit Gott. Das 
Wasser, als ein schwaches Element, kann keine Christen machen 
oder in Christo erhalten. Christus giebt keinem die Seligkeit um 
der Taufe willen, noch wegen anderen Zeichen. Die Taufe ist 
kein Zeichen der Gnade, noch des Friedens oder Vergebung der 
Sünden oder des guten Gewissens, sondern nur des Gehorsams, 
den Christus befohlen hat. 
Wer also Vergebung der Sünden durch die Taufe sucht, 
der verschmäht das Blut Christi und macht aus der Taufe, einen 
Götzen. Der Exorcismus und die Gevattern sind auch nichts nütze. 
Das Abendmal ist kein Sakrament. In Brot und Wein ist nicht 
der wesentliche Leib und das wesentliche Blut Christi. Das 
Abendmal ist von Christus nur eingesetzt zum Gedächtnis seines 
Leidens, wie auch der Liebe Gottes und des Nächsten, nicht 
aber zur Stärkung des Glaubens oder Versicherung der Gemein¬ 
schaft der Gläubigen mit Christo und seinen Wohlthaten." 
Mit den Sacramenten der Taufe und des Abendmahles ver¬ 
werfen sie auch die Sabbathfeier, die Lehre von der Erbsünde und 
deren Tilgung durch Christi Erlösungstod. 
„Christus hat nur für den gelitten und genug gethan, der 
seinen Fussstapfen nachfolge und den Weg, den er gegangen, 
auch gehet. Wer anders von Christo halte, mache aus ihm 
einen Götzen.
	        
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