Volltext: Lauriacum oder Lorch unter römischer und deutscher Herrschaft

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die siegreichen heidnischen Magyaren auch noch das Gebiet bis 
an die Enns und erlitt die empfindlichste Einbusse an Gütern 
und Vermögen. Unter solchen traurigen Verhältnissen bestieg 
Pilgrim den Bischofstuhl und nahm ihn durch 20 Jahre ein. 
Während dieser Zeit war all sein Dichten und Trachten dahin 
gerichtet, seinem Bisthume zum früheren Glanze und Ansehen 
wieder zu verhelfen. 
Die Ungarn hatten inzwischen den Zauber ihrer Unüber- 
windlichkeit verloren. Ihre Niederlagen am Lech durch die 
Deutschen (955) und im Lande des griechischen Kaisers (970) 
brachten sie dem Untergange nahe. Zu ihrer eigenen Sicherheit 
verhielt sich nun ihr Herzog Geisa nach Aussen ruhig, centrali- 
sirte seine Macht im Innern durch Unterwerfung der unabhängi¬ 
gen Volkshäuptlinge, und um sich die Aufnahme in die Reihe 
der christlich-katholischen Staaten zu eröffnen, begünstigte er 
in seinem Lande die Predigt des’Evangeliums und sandte 973 an 
den deutschen Kaiser Geschelike und Versicherungen seiner fried¬ 
lichen Gesinnung. Die katholische Mission in Ungarn wurde durch 
den heil. Wolfgang, später Bischof von Regensburg, und durch 
Priester, welche Pilgrim aus Passau sandte, begonnen. 
Es eröffnete sich nun dem so viel beeinträchtigten Bisthume 
Passau die erfreuliche Aussicht, das in Ungarn Verlorne wieder 
zu gewinnen. Um nun dort von Neuem festen Fuss zu fassen 
und die Früchte und den Ruhm der Mission sich selbst aus¬ 
schliesslich vorzubehalten und zu sichern, sandte Pilgrim 974 
eine Botschaft an den Papst nach Rom. Diese legte dort Pil¬ 
grims Brief,1) in welchem er sich einen demüthigen Diener der 
Kirche Lorch nennt, und 5 Bullen vor, welche die von der päpst¬ 
lichen Auktorität ertheilten Privilegien seiner Kirche enthielten. 
Durch diese Schriftstücke sollte bewiesen werden, dass seit der 
ersten christlichen Zeit in Lorch ein Erzbisthum bestanden hätte, 
welches 7 Suffragan-Bischöfe gezählt habe und die älteste und 
9 Urkundenbuch, 1. c. II, 711—715.
	        
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