Volltext: Allgemein verständliche Vorlesung über die Legenden vom heil. Florian und vom heil. Maximilian, den Heiligen der Diözese Linz

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Legende vom Lorcher Florian auf ihn angewendet wurde. Der Fe ne rp atro n 
ist also auf südlichem Boden zn Hanse, hier ist seine intensive Verehrung seit 
alter Zeit nachweisbar. 
Als Taufname erscheint Florian erst im spätesten Mittelalter, auch dann 
nur höchst selten, früher jedoch in unseren Gegenden überhaupt nicht. Daß der 
Lorcher Florian nunmehr als Fenerpatron gilt, vbwol er im Wasser umgekommen 
sein soll, ist ein auffälliger Fingerzeig, daß diese Eigenschaft auf ihn von einem 
fremden Heiligen übertragen worden ist. 
Gegen die Annahme, die Florianslegende sei im achten Jahrhunderte in 
Passau angefertigt worden, wurde von Einer Seite die Einwendung erhoben, daß ^ 
zu so früher Zeit die Bischöfe von Passan noch nicht so weitgreisenden Plänen 
nachhingen, daß sie nach der erzbischöflichen Würde gestrebt hätten. Diese Ein 
wendung hat ganz außeracht gelassen, daß in Baiern das Kirchenregiment von den 
Klöstern ausging, welche das Christentum im Lande verbreitet hatten, daß diese sich 
der Einführung der römischen kirchlichen Organisation durch den heil. Bonifazius 
im Jahre 739 nur widerwillig fügten, weshalb der neue Erzbischof den alten 
Klosterbischof Wikterp von St. Emmcran zn Regensburg absetzte und sich vom 
Papste Gregor III. die Ermächtigung zur allfälligen Maßregelung des Passaner 
Bischofs Wnlfilo erteilen ließ, wie denn auch dessen Nachfolger Bischof Sidonius 
nicht zn seinen Günstlingen zählte. ■ Erst int Jahre 779 ging König Karl (der 
Große) auf die päpstliche Forderung nach Errichiung fester erzbischöflicher Sitze ein 
und die Erhebung Arnos von Salzburg zum Erzbischöfe im Jahre 798 wurde von 
dessen bischöflichen Kollegen keineswegs mit Freude begrüßt und erhob sich zwischen 
Passau und Salzburg der Streit über die gegenseitigen Diözesengrenzen, der 
schließlich zu den großartigen Fälschungen geführt hat, die ich schon erwähnte. 
Gerade in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts, in welcher die bairischen 
Bischöfe der Begründung der Metrvpvlitangewalt widerwillig gegenüber standen, 
taucht zwischen beit Jähren 788 n n d 800 znm erstenmale die Verehrung des 
heil. Florian in der Passaner Diözese auf, und zwar nicht an der Jpf, wo nach 
mals das Kloster St. Florian erbaut wurde, sondern in Passau oder in der 
nächsten Umgebung, was daraus geschlossen werden muß, weil in diesen Ur 
kunden nach Passan an den heil. Florian liegende Besitz im angrenzenden Mattig- 
gau, d. i. im mittleren oder oberen Jnnviertcl, gestiftet wird. Es ist daher die 
Vermutung, die Legende sei von einem Passaner Geistlichen angefertigt worden, 
um so weniger abzuweisen, als die älteren Schenkungsurkunden in Passau verwahrt 
Hürden und die Stiftungen dieser Kirche zugute kamen. In dieser Richtung höchst 
bedeutsam ist die durch echte Mondseer Urkunden erhärtete Tatsache, daß vom 
Jahre 772 an bis zum Jahre 827 unausgesetzt die Bewohner der nachmaligen 
Pfarre St. Florian in der nächsten Umgebung des jetzigen Klosters (in Rohrbach 
und in Nieder-Frannleitcn) Stiftungen zum heil. Erzengel Michael in Mondsee 
gemacht haben und nicht zn Ehren des heil. Florian zu dem Kloster, lute doch 
folgerichtig anzunehmen wäre, lvenn an der Jpf die Verehrung des heil. Florian j 
bereits im Gange gewesen und eine Florianskirche dort gestanden wäre. Würde es 
heute wol den Bewohnern eines Wallfahrtsortes, sagen wir Maria-Taferl, einfallen, 
Seelenmessen für sich in einem entfernten Gnadenorte und nicht in dem eigenen 
zu stiften? 
Der Verteidiger der Florianslegende hat schließlich, allerdings/ ohne jede 
urkundliche Stütze, die Ansicht ausgesprochen, das Kloster St. Florian sei eine 
Stiftung der alten bairischen Herzoge, der Agilvlfinger, welche von etwa 550 bis
	        
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