Das nördliche Mähren und Schlesien.
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Beispiel in Landskron, gleichfalls um die Weber bestellt. Die
Nahrung besteht au Wochentagen und am Sonntage hauptsächlich
aus Kartoffeln. Die Arbeitsstuben müssen gegen den Zutritt
frischer Luft abgesperrt bleiben, sonst wird das mit Stärke und
Fett präparirte Garn spröde. So muß die Gesundheit bald unter
graben werden und fehlt der entkräfteten Bevölkerung die Fähig
keit, zu einer anderen, schwereren Arbeit Zuflucht zu nehmen. In
Schlesien sind die Hanptsitze dieses Industriezweiges Friedek,
Freudenthal, Engelsberg, Bennisch, Würbenthal, Wigstadtl und
Odrau.
Da das stark bevölkerte Schlesien, wie auch Nordmähren,
keinen Überstuß an Erwerbsquellen besitzt, so ist die Einführung
jeder neuen Industrie für die Hebung des Volkswohlstandes nur
segenbringend und wohlthätig. Das ist auch der Fall bei der
Seidenweberei. Sie trügt für den Arbeiter auch einen höhe
ren Lohn und desshalb wenden sich geschickte Weber ihr gern zu.
In Sternberg bestehen zwei größere Etablissements. In Mährisch-
Schönberg sind 3 Seidenfabriken im Gange, je eine Seidenfabrik
in Römerstadt und Bärn. Liebau hat eine große Seidenbandfabrik
mit Export nach dem Oriente.
Eine Jutefabrik besteht in Jägerndorf, eine zweite bei
Würbenthal im Thale der Oppa. Im selben Thäte liegt auch
die chemische Fabrik des Moriz Richter. Papierfabriken gibt
es in Klein-Mohrau, Groß-Ullersdorf, Jägerndorf, eine Cellulose
fabrik, welche aus Fichtenholz Papierstoff für die feinsten Papier
sorten erzeugt, bei Ratiman, Zuckerfabriken in Konzendorf, Barz-
dorf, Hotzenplotz und Troppau, Zündwaaren werden erzeugt
in Bärn und Troppau, unbedeutend ist die Glasfabrication, eine
Glashütte hat Jägerndorf, ferner bestehen Glasfabriken bei Würben
thal, in Hohenbartenstein und im Teßthale bei Ullersdorf. In
Sternberg errichtete die Regierung im Jahre 1874 eine Tabak
fabrik, die etwa 900 Arbeiterinnen einen ziemlich guten Verdienst
gewährt, denn eine fleißige Arbeiterin kann es zu einem Wochen
lohne von 6 fl. bringen. Eine k. k. Zigarreufabrik besteht in
Bautsch.