Volltext: Die Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien [Band 2]

Das nordöstliche Böhmen. 
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die spätere Sage Hunde gemacht hat. Das Pferd ist ihm vor 
allem heilig. Rübezahl lebt und webt in dem leisen, kühlenden 
Lüftchen, wie im Sturme und in den Wettern des Riesengebirges, 
er ist der Herr des Sonnenscheines und des Regens, darum flehten 
ihn Reisende um ein gutes Wetter an. Mehrere Sagen geben 
Rübezahl ein ähnliches Anssehen und eine ähnliche Tracht, wie 
dem Wuotan, ingleichen liebt es Rübezahl auch, als Jäger in 
seinem Reviere herumzuschweifen, bald zu Fuß, bald zu Roß, bis 
weilen auch auf einem Wolfe reitend. Vor allem gleicht er dem 
höchsten Gotte als Freund und Beglücker der Menschen, als 
Spender von Gaben. Einen erschöpften, todmüden Wanderer 
stärkte er aus seiner Jagdflasche und brach ihm wilde Pflaumen 
von einem Bäumchen, deren Kerne pures Gold waren. Einer 
dürftigen Frau gab er Laub, das sich in Gold verwandelte, einem 
Mädchen Hobelspähne, mit denen dieselbe Metamorphose vor sich 
gieng. Wie Wuotan seinen Speer verlieh, so tauschte Rübezahl 
einem Wandersmanne einen Spieß aus, schenkte armen, ermüdeten 
Wanderern einen Stab, aus dem Goldstücke fielen, als er zerbrach. 
Rübezahl nimmt ferner die Gestalt eines Raben an, um besser 
beobachten zu können, verwandelt sich in einen Wolf, oder in einen 
Hund, oder in ein Pferd. 
Aus dem Angeführten, womit die Beispiele keineswegs erschöpft 
sind, erhellt zur Genüge, daß Rübezahl mindestens ein Widerschein 
Wuotans ist, daß in dem Wesen des Berggeistes viele dem höchsten 
Gotte der Deutschen eigenthümliche Züge sich finden. 
Wuotan genoß, wie erwähnt, bei allen Germanen die höchste 
Verehrung, sein Grundcharakter blieb sich gleich in der Vorstellung 
aller Stämme, aber dennoch war sein Bild kein ganz fixirtes. 
Weder die Poesie noch die Kunst hatte ihm eine genau bestimmte 
Gestalt verliehen, die durch die Zustimmung aller Germanen als 
die wahre, echte und unveränderliche sanctionirt worden wäre, viele 
Züge seines Wesens blieben schwankend und unklar, die Phantasie 
der einzelnen Stämme konnte sie frei und willkürlich formen und 
gestalten, je nach der Natur, welche die Völkerschaft umgab, nach 
ihren ethischen Anschauungen, die dem Wechsel unterlagen.
	        
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