Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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der Schrvalbenkofel sein weißes Haupt, und gegen Süden stehen der 
Mte. Cristallo und die Tofanagruppe mit ihren Eiswänden. Ein 
eigenartiger Glanz über allem, der Glanz der Winternacht. Im 
Rücken hält die 3162 m hohe Dreischusterspitze treue Wacht und tief 
drunten im Tal, gegen Vierschach zu, glänzen Lichter aus den Höfen 
der Bergbauern, die wohl auch um einen Lieben bangen. Der 
Haunold steht mit seinem weihen Kamm breit da, gerade als hätt' ihn 
der Hergott eigens so hingesetzt als Schutzmauer für sein liebes 3n- 
nichen. Gegen Norden, der Heimat zu, weit, weit hinter Lienz ragt 
der Großglockner herauf. Ganz schwach hallt vom Kampfabschnitt 
Sexten ein Schuß herüber. Dolomitenwacht — Dolomitenpracht. 
Noch einmal zeigte das Herz des österreichischen Frontsoldaten 
seine Weihnachtsfreude: Um zwölf Uhr nachts wurden in den 
Gräben leuchtende Weihnachtsbäume aus die Brustwehren gestellt, 
und kilometerweit schauten Freund und Feind hinein in die Lichter 
des Friedens. Kein Laut im weiten Naum, nur über dem Monte 
Piano erhellte eine Leuchtpatrone für eine halbe Minute das Vor¬ 
feld. Es war eine heilige Nacht der Frontsoldaten. Die Feldwachen 
wurden wieder abgelöst, die Artilleriebeobachter suchten mit ihren 
Fernrohren das Borfeld ab und Telephonisten wünschten sich über 
alle Leitungen fröhliche Weihnachten. In Unterständen und Baracken 
war noch Licht und heraußen an den Wänden lehnten die Bretteln, 
auf denen die Männer herumflitzten, nicht nur im Kampf, sondern 
auch zur Ertüchtigung und Erholung. Nach den wenigen Stunden 
der ^Festesfreude trat wieder die harte Wirklichkeit in ihre Rechte. 
Ging es doch um den höchsten Einsatz — um das Baterland. Männer 
und Berge standen unüberwindlich im heiligen Land Tirol. Hundert 
Kilometer weit, in Höhen bis zu dreitausend Metern, in Schnee und 
Eis, Ruhe oder Sturm, im Ringen gegen die Natur, den weißen Tod 
und gegen den Feind: So feierte Altösterreichs Dolomitenarmee 
Weihnachten. K. 
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