Volltext: Das kaiserlich u. königliche Festungsartillerie-Bataillon Nr. 1, Trient <später Schweres Artillerie-Regiment Nr.14>

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musik) von Graben zu Graben ging, da ruhte jede Kampftätigkeit. 
Am linken Flügel begann sie, beim Innichriedel und Toblinger 
Knoten. Die Feldwachen hatten ihren Tag, auch „drüben" lehnten 
sie an den Brustwehren und lauschten — dem Frieden. 3m „Zinnen- 
dörfl" unterm Toblinger Knoten wurde es lustig, und ein paar 3nn- 
viertler ließen frohe Jauchzer hören. Ruhe und Freude auf beiden 
Seiten. Dann kamen die Klänge immer näher, vom linken.Flügel 
der Mitte zu, sie gingen weiter gegen Westen zum Schwabenalpen¬ 
kopf und hinüber zum rechten Flügel im Wildgrabenjoch. Feier¬ 
stunden, Weihestunden. Flotte Märsche, Lieder, immer das unsterb¬ 
liche „Stille Nacht, heilige Nacht", und wie als Treuschwur zum 
Abschluß: „£>, du mein Oesterreich." lieber allem stand dem Front¬ 
soldaten das Vaterland. 
Bald nach sechs Ahr abends begannen in den Baracken und 
Unterständen die Weihnachtsfeiern. Schwarmöfen erwärmten die 
schlichten Behausungen, an deren Wänden Gewehre, Patronen¬ 
taschen, Handgranaten und Rucksäcke hingen, immer griffbereit. 
Mehrere Tage lang übten wir mit einem Kriegs-Doppelquartett 
„Stille Nacht . . das ein Einjähriger vierstimmig setzte, auch 
eine kleine Musik war vorhanden. Weihnachtsbäume, reich ge¬ 
schmückt, erstrahlten im Kerzenglanz) sinnend standen die harten 
Männer in ihren Bergschuhen mit erwartungsvollen Gesichtern. 
Kommandanten sprachen von Kampf und Pflicht, von deutscher 
Treue und Baterland, von Heimat und Frieden. „Stille Nacht, hei¬ 
lige Nacht" — gesungen von Männern mit leuchtenden Augen) 
Liebesgaben wurden verteilt. Bergessen war für kurze Zeit der 
Krieg. Dann kehrte allmählich wieder Ruhe ein. Ein klarer Sternen¬ 
himmel bescherte eine großartige Dolomitennacht, in der die Ab¬ 
lösung der Feldwachen die einzige Bewegung war. 
Auf dem Weg in die Stellung tut sich das ganze Wunder der 
Bergwelt wieder auf: Im Osten stehen die Rotwandspitzen und die 
Hochbrunnerschneid als Grenzpfeiler, und hinterm Büllelejoch der 
Zwölfer in seiner ganzen Wucht. Bor uns der Paternkofel, auf dem 
vor wenigen Monaten der Dolomitenführer Sepp Innerkofler im 
Kampfe fiel — für sein geliebtes Baterland. Drüben zum Greifen 
nahe stehen majestätisch die Drei Zinnen im weiten Himmelsdom, der 
seine ganze Sternenpracht über sie erglänzen läßt. Im Westen hebt
	        
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