Volltext: Die Mannschaft 1. Band (1. Band / 1936)

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Inzwischen hatte der Fimmel, unwichtig, wie er nun einmal ist, weg 
gekriegt, daß unsere Bowle nicht reichen würde für unseren großen 
Durst — und es regnete in Strömen. Unserer Laune tat dies keinen Ab 
bruch, und als wir uns erst die Mäntel geholt und die Mützen tief ins 
Gesicht gezogen hatten, bekannten wir alle, daß wir niemals eine so herr 
liche Nacht erlebt. 
Der wind orgelte in den Baumkronen und schüttelte sie über uns 
aus, daß uns das Naß in den Nacken rann und schadenfroh und in großen 
Tropfen in die Gläser sprang. Die Bowle badete unser Inneres und der 
Fimmel unser Äußeres, gesegnet waren wir also auf jeden Fall. Nur 
der Blechhaufen hatte sich rückwärts konzentriert — er wollte wohl 
nicht rosten. 
wir aber sangen! Manchmal dachte ich, der Hall könnte in Ewigkeit 
nicht verwehen! 
Der Regen gab sich besiegt, er hatte nur noch einzelne, versonnene 
Tropfen. Eine Würze lag über dem Ganzen, unaussprechlich und wunder 
verklärt. Da erhob sich der Rompaniedichter noch einmal und sprach 
über die Sehnsucht und das Weib, über die Heimat und über die deutsche 
Seele, über deutsches Denken und Trachten, das trunken ist von allen 
Weisheiten, allen wunderträumen, allem Wunderglauben der Welt, daß 
aller Augen sich feuchteten und übergingen vor Glück im wehe und vor 
Heller Hingeriffenheit. 
Zum Abschluffe standen wir auf von den Sitzen und sangen, nur halb- 
laut vor innerer Bewegtheit, vor schwingender Sternenglorie, das un 
vergängliche, ewige Deutschlandlied. 
Dann schüttelten wir einander die Hände und jeder nahm eine Welt 
von Verehrung und Liebe für die deutschen Frauen, für die deutsche 
Heimat, für deutsches Sinnen und Denken mit in sein stilles, enges Zelt. 
Die Regenbowle wird keiner von allen, die dabei waren, jemals 
vergeffen.
	        
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