Volltext: Die Mannschaft 1. Band (1. Band / 1936)

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„Emma!" sagte er zu dem neben ihm dösenden Spielmann. „Stabs. 
Emma, wie wär's, wenn wir heute abend eine Bowle brauten;" 
Emma drehte es gleich hoch. Ganz verwirrt, mit überleuchteten 
Augen frug er. 
„Bowle; — Mensch, Bowle;!" 
„Ja — Erdbeerbowle!" 
Jetzt kam Leben in die ringsumher schlummernden Gebeine. 
„Erdbeerbowle! Hoi! Hat hier nich jemand von Erdbeerbowle ge- 
quasselt;!" gurgelte unser dicker Aspirinonkel mit hoffnungdurchzitterter 
Stimme. 
„weißt Du denn überhaupt, wat ne Bowle is;!" 
,,'n Getränk für Götter, denk' ich!" 
„Rinder!" fuhr unser Spieß mit rollendem Baß dazwischen. „Vom 
Reden alleene wird aber keene. Alles aufstehen und eine halbe Stunde 
Erdbeeren famineln, zwei von Euch besorgen den edlen Stoff, ich bestelle 
den Blechhaufen und hier unser Rompaniedichter schwingt die Tauf. 
rede. Und heute abend geht das Wunder in Szene — das heißt, wenn 
der Franzmann nichts dagegen hat!" 
Stürmischer Beifall. 
Als uns am Abend ein langgezogener Gongschlag, auf einem Stück 
Eisenbahnschiene ausgeführt, zusammenrief, war uns zumute, als ginge 
es zu einem wonnigen Stelldichein. Feierlich und gewichtig wie hoch- 
mögende Ratsherren nahmen wir unsere Plätze ein. Martin, unser 
Mundschenk, füllte die Gläser mit einem Gesicht — so schmelzend und 
hingebend, daß unsere Kerzen zu Hüpfen begannen vor Wonne und Vor- 
geschmack. Endlich standen die vollen Gläser auf den Tischen, und die 
dunkelroten, strahlenden Erdbeeren fühlten sich in der köstlichen wein- 
flut und wiegten die prächtigen, scharlachenen Bäuchlein in berauschender 
Selbstvergötterung. 
Ehe wir das erste Glas schlürften, erhob sich der Rompaniedichter. 
„Rameraden! Der Geist des Weltenbrandes, der brausend und feuer. 
speiend durch die Welt rast und unvergängliche Spuren in das Antlitz
	        
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