Volltext: Die Mannschaft 1. Band (1. Band / 1936)

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Und die Nacht rann dahin, wie eine Wachskerze in großer, Heller 
Flamme herunterbrennt. Die selbstgefertigten Musikinstrumente schwie 
gen, Mann um Mann sank in Schlaf, Haupt bei Haupt. Nur die Wachen 
schritten vor der schweigenden Scheune auf und nieder und der Sternen- 
schimmer rieselte wie liebkosende Finger der Unendlichkeit Uber die 
blanken Helme von Stahl. In weitem Bogen tanzte die Front ihren 
zuckenden Feuerreigen, als zöge sie einen Bannkreis eisendurchsplitterter 
waberlohe um unsere Schlummerburg. In der feinen, kaum hin 
gestrichelten Mondsichel saß das Schicksal und spielte auf eherner Leier 
ein Urweltlied, das hier Tod in die zerhagelte Erde säte, dort Friede 
und Schlummer Uber mUde Rämpfer goß. 
Am nächsten Tage marschierten wir weiter in das Land des sommer 
üppigen Lächelns hinein. In tiefer Nacht erst erreichten wir ein kleines 
Städtchen, den Grt unserer kurzen, wenn auch wohlverdienten Ruhezeit. 
Der Mond Überstrahlte die stillen Gaffen mit rieselndem Silber. Sie 
waren blitzblank wie Mädchenaugen und verloren sich in blauem Duft 
und warmer Stille. 
Endlich standen wir vor unserem Guartier. Madame war noch auf. 
Eine zarte, biegsame Gestalt, ein feines, blaffes Gesicht, von blau 
schwarzem, aufglänzendem Gelock umrahmt, das ganz gegen die Landes 
sitte weder zerzaust, noch schlecht frisiert war. Sie antwortete auf meine 
Fragen mit einem wundersam fremden Deutsch, das wie ein Rinderlächeln, 
so selig und unbeholfen, von ihren Lippen sprang. Das Euartier war 
sehr HUbsch und die Gruppe richtete sich schnell ein. Mich aber bat 
Madame noch zu einer Taffe duftenden Mokkas in ihr Rabinett. An 
mutige RUHle flutete mir entgegen und über dem Ganzen lag der Hauch 
eines reinen und blühenden Märchens. 
Mit der Geste einer großen Dame bot sie mir Platz. Das Tischzeug 
flimmerte wie Schnee und die winzigen Täßchen waren durchsichtige 
Blütenkelche. Ich saß wie im Traume. Seit langen Monden sah ich 
zum ersten Male eine Frau. Mit unendlichem Entzücken genoß ich, wie 
ihre feinen Hände eingoffen und gaben und freute mich über ihre Augen,
	        
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