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In den nächsten Stunden muß die Entscheidung
fallen. Wenn jetzt nicht sofort die deutschen Reser
ven anrücken und die augenblickliche Ruhe des
Schlachtfeldes nutzen, um ihre Einheiten möglichst
rasch und ungehindert bis mindestens auf die Höhe
des Chauffour-Waldes heranzutragen, dann ist alles
verpaßt. Und dann war die Einnahme der Feste
Douaumont vergebens, und Frankreich wird den
Sieg einer Wiedereroberung mit großem Pomp und
Geschrei feiern können. Wird es so sein? Es scheint
fast. Denn die deutschen Reservetruppen bleiben
aus, und Frankreich hat jetzt den Namen Douau
mont zu einem Symbol gemacht.
Gewiß, das Fort ist verloren, aber noch steht das
Dorf, dessen letzte Häuser nur 150 bis 200 Meter
von der Feste entfernt liegen. Der Name Dou
aumont muß seine Bedeutung behalten. Und wenn
das Fort feine Ehre verlor, so wird das Dorf diese
Ehre wiedererringen, über den gesamten Eingängen
der Feste steht die mahnende Inschrift, wie überall
in allen französischen Festungen: „Man läßt sich
unter den Trümmern begraben, aber man ergibt sich
nicht." Doch siehe, die Festung hat sich ergeben. Der
Riese Douaumont ist von deutschem Schneid über
rumpelt worden; und wenn's auch ein Handstreich
war, so bleibt die deutsche Tat dennoch ein soldatisches
Heldenstück. Es wurde alles gewagt und alles ge-