Anthropologie. 653
sie ist in allen diesen Bestimmtheiten für sich. Das ist der Punkt,
um den es sich handelt. 1
Die Empfindungen unterscheiden sich in äußere und innere: jene
sind die sinnlichen Eindrücke, diese die Affecte, welche entweder angenehm
oder unangenehm sind. Die Sinnesorgane, durch welche die sinnlichen
Eindrücke bestimmt werden, bilden das System der Sinne, entsprechend
der specificirten Körperlichkeit der natürlichen Dinge. Hier unter
scheidet Hegel drei Arten der Specification: die physische Idealität,
die reale Differenz und die körperliche oder irdische Totalität.
Unter der physischen Idealität versteht er die Körperlichkeit ohne alle
Solidität, die bloße innerlichkeitslose Aeußerlichkeit und die bloße
Innerlichkeit: jene wird als Licht und Farbe, als Hell und Dunkel, diese
als Ton und Klang empfunden; die erste Empfindung ist nur durch
Sehen, die zweite nur durch Hören möglich; daher zerlegt sich der
Sinn für die physische Idealität in die beiden Sinnesempfindungen
des Sehens und Hörens. Gesehen wird nur Flächenhaftes; die Tiefe
der Körper und das Maaß ihrer Entfernungen wird nicht gesehen,
sondern aus den Empfindungen des Dunklen und der Schatten er
schlossen. Hegel bemerkt an dieser Stelle, daß in unserem Sehen der
Körper unmittelbare Schlüsse enthalten sind, also unsere Gesichts
wahrnehmung den Charakter nicht bloß der Eindrücke, sondern der
Jntellectualität hat?
Die reale Differenz der Körperlichkeit besteht in dem Proceß ihrer
Auflösung, in den beiden Arten der Verflüchtigung oder Verdunstung
und der Verflüssigung: die beiden entsprechenden Sinnesempfindungen
sind die des Geruchs und des Geschmacks (bitter, süß, sauer,
salzig u. s. f.), während den Beschaffenheiten der soliden und totalen
Körperlichkeit der Gefühls- und Tastsinn entspricht, die Empfind
ungen der Schwere und Wärme, der Cohäsion und Gestalt?
Die inneren Empfindungen oder Affecte betreffen theils besondere
Zustände oder Verhältnisse des einzelnen Subjects, wie z. B. Zorn,
Rache, Neid, Scham, Reue u. s. f., theils Gegenstände von allgemeiner
Bedeutung, wie Recht, Sittlichkeit, Religion, die Empfindungen des
Schönen und Wahren u. s. f?
- Ebendas. § 399. S. 113-116. - - Ebendas. § 399. Zus. § 400. S. 114
bis 120. § 401. S. 120 flgd. S. 124 u. 125. — - Ebendas. S. 125-127. —
* Ebendas. § 401. S. 121 flgd. Zus. S. 133.