Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

652 
Die Wissenschaft vom subjectiven Geist. 
Muskeln und Nerven, der Irritabilität und Sensibilität, dieses das 
nach innen gerichtete wiederherstellende und heilende der Neproduction. 
Im Schlafe ruht das animalische Leben, während das organische fort 
dauert (das Athmen, der Blutumlauf, die Verdauung, die Transpiration). 
Der Schlaf ist der Zustand völliger Ruhe, weshalb ihn die Alte» mit 
dem Tode verglichen und als dessen Zwillingsbruder dargestellt haben. 
Wenn der Schlafende nicht ruht, sondern aufsteht, wandert und thätig 
ist, so ist er krank. — Der Uebergang vom Wachen zum Schlafen, 
das Schläfrigwerden, besteht darin, daß die Vorstellungen nicht mehr 
deutlich unterschieden werden, in dem einförmigen und eintönigen Vor 
stellen, welches auch mitten am Tage einschläfert; wogegen der Uebergang 
vom Schlaf zum Wachen sich in dem Wiederunterscheiden der Vor 
stellungen ankündigt. 1 
Was aber den Unterschied des Träumens und Wachens betrifft, 
diese Vexirfrage, die Napoleon an die Professoren der Universität 
Pavia gerichtet hat, so besteht derselbe weder in dem Interesse noch in 
der Klarheit, welche die wachen Vorstellungen voraushaben, denn auch 
die Traumbilder können sehr interessant und sehr klar sein, sondern 
er besteht in dem Zusammenhange und der Nothwendigkeit, 
welche die Vorstellungen des wachen Bewußtseins charakterisiren. Wenn 
uns etwas außer allem Zusammenhange des gewohnten Textes unserer 
Vorstellungswelt begegnet, so frägt mau wohl: „träume ich oder 
wache ich?"^ 
Der beständige Wechsel von Schlaf und Wachen dauert ins End 
lose fort, wenn nicht das Seelenleben sich darüber erhebt und sich als 
die höhere Einheit dieser beiden entgegengesetzten Zustände und über 
haupt aller Bestimmtheiten bethätigt, welche als Beschaffenheiten, als 
seiende oder veränderliche, in der natürlichen Seele enthalten sind. 
Diese höhere Einheit aber besteht darin, daß die Seele alle jene Be 
stimmtheiten nicht bloß hat, wie das Ding seine Eigenschaften, daß 
sie in ihr nicht bloß beisammen sind, sondern daß sie dieselben als 
die ihrigen hat, daß sie dieselben in sich vereinigt, daß sie sich darin 
bestimmt findet, d. h. empfindet. Die Empfindung gehört noch 
zur natürlichen Seele, da das Empfundene den Charakter des Vor 
gefundenen, Gegebenen, Unmittelbaren hat. Alle Empfindung ist 
Selbstempfiudung: die Seele ist nicht bloß, was sie ist, sondern i 
i Ebendas. § 398. S. 103-105. Zus. S. 105-109. — - Ebendas. S. 104. 
S. 109-113.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.