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Die Wissenschaft vom subjectiven Geist.
Muskeln und Nerven, der Irritabilität und Sensibilität, dieses das
nach innen gerichtete wiederherstellende und heilende der Neproduction.
Im Schlafe ruht das animalische Leben, während das organische fort
dauert (das Athmen, der Blutumlauf, die Verdauung, die Transpiration).
Der Schlaf ist der Zustand völliger Ruhe, weshalb ihn die Alte» mit
dem Tode verglichen und als dessen Zwillingsbruder dargestellt haben.
Wenn der Schlafende nicht ruht, sondern aufsteht, wandert und thätig
ist, so ist er krank. — Der Uebergang vom Wachen zum Schlafen,
das Schläfrigwerden, besteht darin, daß die Vorstellungen nicht mehr
deutlich unterschieden werden, in dem einförmigen und eintönigen Vor
stellen, welches auch mitten am Tage einschläfert; wogegen der Uebergang
vom Schlaf zum Wachen sich in dem Wiederunterscheiden der Vor
stellungen ankündigt. 1
Was aber den Unterschied des Träumens und Wachens betrifft,
diese Vexirfrage, die Napoleon an die Professoren der Universität
Pavia gerichtet hat, so besteht derselbe weder in dem Interesse noch in
der Klarheit, welche die wachen Vorstellungen voraushaben, denn auch
die Traumbilder können sehr interessant und sehr klar sein, sondern
er besteht in dem Zusammenhange und der Nothwendigkeit,
welche die Vorstellungen des wachen Bewußtseins charakterisiren. Wenn
uns etwas außer allem Zusammenhange des gewohnten Textes unserer
Vorstellungswelt begegnet, so frägt mau wohl: „träume ich oder
wache ich?"^
Der beständige Wechsel von Schlaf und Wachen dauert ins End
lose fort, wenn nicht das Seelenleben sich darüber erhebt und sich als
die höhere Einheit dieser beiden entgegengesetzten Zustände und über
haupt aller Bestimmtheiten bethätigt, welche als Beschaffenheiten, als
seiende oder veränderliche, in der natürlichen Seele enthalten sind.
Diese höhere Einheit aber besteht darin, daß die Seele alle jene Be
stimmtheiten nicht bloß hat, wie das Ding seine Eigenschaften, daß
sie in ihr nicht bloß beisammen sind, sondern daß sie dieselben als
die ihrigen hat, daß sie dieselben in sich vereinigt, daß sie sich darin
bestimmt findet, d. h. empfindet. Die Empfindung gehört noch
zur natürlichen Seele, da das Empfundene den Charakter des Vor
gefundenen, Gegebenen, Unmittelbaren hat. Alle Empfindung ist
Selbstempfiudung: die Seele ist nicht bloß, was sie ist, sondern i
i Ebendas. § 398. S. 103-105. Zus. S. 105-109. — - Ebendas. S. 104.
S. 109-113.