Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

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Die Wissenschaft vom subjektiven Geist. 
Temperament, Charakter, zuletzt das Heer unsagbarer Eigenheiten, die 
man Jndiosynkrasien nennt. Alle diese Bestimmtheiten sind natür 
liche Qualitäten, seiende, angeborene Beschaffenheiten, die das Indivi 
duum mit auf die Welt bringt, und die um so mächtiger und beharr 
licher sind, je weniger sich das Individuum aus eigener Geisteskraft 
und Bildung befreit und dem Naturzustände entfremdet hat; daher sie 
in den Naturvölkern und im Naturmenschen ihre uneingeschränkteste 
Geltung behaupten, dagegen in den Culturvölkern und im Cultur 
menschen bis zu einem gewissen Grade bewältigt werden und erst in 
Zuständen, wo die Natur sich nicht bewältigen läßt, wie in Krank 
heiten, ihre alte Macht ausüben. 
Die kosmische Naturbestimmtheit der Seele ist der ihr angeborene 
und unauflösliche Zusammenhang mit dem Weltall, mit Sonne, Mond 
und Erde, ausgeschlossen alle astrologischen Vorstellungen, welche die 
menschlichen Schicksale in den Planeten lesen: es ist die naturgemäße 
Abhängigkeit der Seele von den Jahreszeiten, Tageszeiten und Mond 
wechseln, welche die Seele erlebt und mitlebt, in ihren Naturzuständen 
und in Krankheiten am abhängigsten und am meisten davon beherrscht, 
aber auch in ihren hochentwickelten Bildungszuständen und im nor 
malen Lebensgange erlebt sie die kosmischen Zustände als psychische 
Stimmungen, es giebt eine Frühlings- und eine Winterstimmung, 
wie es Morgen- und Abendstimmungen u. s. f. giebt. Zwischen den 
kosmischen Unterschieden von Tag und Nacht und unserem täglichen 
Wechselzustande von Wachen und Schlafen herrscht eine normale Ueber 
einstimmung. Es ist thöricht, die Evolutionen der Erde und die Zeichen 
des Thierkreises mit den Evolutionen der Weltgeschichte und den 
Epochen der Weltreligionen zu vergleichen, z. B. das Zeichen des Stiers 
mit dem Apisdienst und das des Widders (Lamms) mit dem Christen 
thum; aber es ist eine weltbekannte Thatsache, daß der Gang der großen 
christlichen Kirchenfeste, Weihnachten und Ostern, durch die kosmischen 
Unterschiede des Wintersolstitiums und des Frühlingsvollmondes be 
stimmt worden sind.^ 
Die Erde gliedert sich in Welt- oder Erdtheile, die alte und neue 
Welt, von deren wesentlichen Unterschieden schon in der Naturphilo 
sophie (Geologie) die Rede war? Die alte Welt besteht in den drei 
Erdtheilen: Afrika, Asien und Europa, und zwar gruppiren sich um 
i Ebendas. § 392. S. 57 flgd. Zus. S. 58—64. — - Vgl. oben Buch II. 
Cap. XXV.. S 609—611.
	        
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