Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

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Die Geschichte der Philosophie. 
unserem Cabinet die Philosophen sich zanken und streiten und es so 
oder so ausmachen lassen, sind Wort-Abstractiouen.» Nein! Nein! 
Es sind Thaten des Weltgeistes, meine Herren, und darum des Schick 
sals. Die Philosophen sind dabei dem Herrn näher, als die sich nähren 
von den Brosamen des Geistes; sie lesen oder schreiben diese Cabinets- 
ordres gleich im Original: sie sind gehalten, diese mitzuschreiben. Die 
Philosophen sind die Mhsten, die beim Ruck im innersten Heiligthum 
mit und dabei gewesen; die Andern haben ihr besonderes Interesse: 
diese Herrschaft, diesen Reichthum, dieses Mädchen. Wozu der Welt 
geist hundert und tausend Jahre braucht, das machen wir schneller, 
weil wir den Vortheil haben, daß es Vergangenheit ist und in der 
Abstraction geschieht."* 
Fünfzigstes Capitel. 
Die Geschichte der Philosophie. Die Philosophie des Mittelalters. 
I. Die Kirchenväter. 
1. Das orthodoxe System. 
Ueber die weltgeschichtliche Bedeutung des Christenthums und seine 
Erscheinung mit und in dem römischen Kaiserreiche ist in der Philo 
sophie der Geschichte, über den Begriff der christlichen Religion als der 
absoluten ist in der Religionsphilosophie gehandelt worden. Da beides 
in Vorlesungen gesagt war, so mußte in den Vorlesungen über die 
Geschichte der Philosophie dasselbe nochmals gesagt und im Wesent 
lichen wiederholt werden; wir dagegen, da jene Erörterungen in dem 
vorliegenden Werke enthalten sind, dürfen uns darauf zurückbeziehen 
und unsere Leser an die obigen Abschnitte erinnern. ^ 
Was die neuplatonische Philosophie als Aufgabe durchdrang und 
in ihr als Endziel erstrebt wurde, die Vereinigung des Menschen mit 
Gott, das war in der christlichen Religion schon erfüllt und erreicht: 
das Bewußtsein der Gottmenschheit, der Einheit der göttlichen und 
menschlichen Natur, der in Christus vollbrachten Versöhnung der Mensch 
heit mit Gott, der Weltversöhnung und Welterlösung. Es ist der 
Mensch in Gott, der sich in Gott wissende Mensch, nicht ein vor- 
- Ebendas. S. 79-81 (S. 80 flgd.). — * Vgl. dieses Werk. Buch II. 
Cap. XXXVI. S. 779-786, Cap. XllV. S. 082; Cap. XLV. S. 994—1008.
	        
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