Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die griechisch-römische und die alexandrinische Philosophie. 1085 
halten sei, welchen zu erkennen und durch Auslegung zu enthüllen, die 
Aufgabe des religiösen und philosophischen Bewußtseins sei, weshalb 
eine seiner zahlreichen Schriften von den Gesetzen der Allegorien handelt. 
Das nächste Bild, um die göttlichen Emanationen zu versinn 
lichen, bietet das Licht. Gott ist das Urlicht, die Emanationen sind 
dessen Ausströmungen, Lichtströme, welche, je weiter sie sich von dem 
Urquell entfernen, um so mehr an Helligkeit und leuchtender Kraft 
einbüßen, um so schattenhafter und dunkler werden. 
Auch Philo bezeichnet das Urwcsen als das Urlicht und die 
denkende Vernunft oder den Logos als dessen Abglanz und Abbild, 
als dessen Schatten und Sohn, als den Gottmenschen und Urmenschen 
(Adam Kadmon); aus dem Logos entfaltet sich die Welt der Ideen, 
die intelligible Welt, die Ideen sind die Boten oder Engel Gottes, 
der Logos selbst der Mittler zwischen Gott und der Menschheit, er 
ist deren Hohepriester und Lehrer. Der nach außen gerichtete Logos 
(Xöyo? xpotpopntö?) ist der Weltbildner, der vom Logos durchdrungene 
Mensch ist der religiöse, seinem eignen Bewußtsein entrückte, ekstatisch 
über sich hinausgehobene, in Gott versenkte und versunkene Mensch. 
Die drei Hauptmomente der philonischen Philosophie sind die Lehre 
von Gott, vom Logos und von der Vereinigung der menschlichen 
Seele mit Gott, d. i. das Schauen Gottes? 
2. Kabbala. 
Die beiden Hauptschriften der jüdischen Geheimlehre oder Kabbala 
sind das Buch der Schöpfung (Jezirah) und das des Glanzes (Sohar); 
der Verfasser der ersten soll Rabbi Akibha sein, Führer und Opfer 
des Judenaufstandes unter Hadrian, der Verfasser der anderen sein 
Schüler Schimeon ben Jochai; beide Bücher sind im 17. Jahrhundert 
ins Lateinische übersetzt worden, noch vorher erschien die Himmelspforte 
(porta coelorum), von einem speculativen Juden Abraham Cohen 
Jrira verfaßt. 
Wie aus dem Eins die unendliche Reihe der Zahlen hervorgeht, 
so aus der Ureinheit (Ensoph) die Welt, die ersten zehn Licht 
ströme heißen die Sephiroth, die Welten sind Emanationen: die 
Welt des Lichts oder die ewige und intelligible Welt, die veränder 
liche, die geschaffene und die materielle Welt, in der man vegetirt und 
empfindet (die aziluthische, briathische, jezirathische und asiaht- 
ische Welt)? 
- Ebendas. S. 16-23. — * Ebendas. S. 23—25.
	        
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