Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die griechisch-römische und die alexandrinische Philosophie. 1081 
er endlich, ärgerlich darüber, den Schwamm, woran er den Pinsel 
ausgewischt hatte, und worin so alle Farben vermischt waren, gegen 
das Bild warf und damit eine treue Abbildung des Schaums traf." 
So erzählt Sextus. „Das bewiesene Princip des Skepticismus", 
sagt er, „ist die Hoffnung der Unerschütterlichkeit." * 
Darin besteht nun der. Unterschied zwischen dem alten Skepti 
cismus und dem modernen (zwischen Aenesidemus und Aenesidemus- 
Schulze) einerseits und zwischen dem alten Skepticismus und der 
neuern Akademie andererseits, welchen letzteren die alten Skeptiker 
viel größer und gegensätzlicher genommen und dargestellt haben, als 
er in der That ist. 
Die modernen Skeptiker lassen die Thatsachen des sinnlichen 
Bewußtseins noch als die gewissesten gelten, was, wie Hegel sagt, 
unter der „Bauernphilosophie" ist, und was die alten Skeptiker voll 
kommen bestreiten: gerade darin zeigt sich die Wahrheit und Tiefe 
ihres Standpunkts. Was aber die alten Skeptiker gegen die neuen 
Akademiker vorbringen, läuft darauf hinaus, daß diese noch vom Sein 
reden, wo sie nur vom Scheinen reden sollten, und z. B. von Gut 
und Uebel sagen: „es ist", während sie nur sagen sollten: „es scheint". 
Wenn der Skeptiker sagt: „Nichts ist wahr" oder „alles ist 
falsch", so will dieser Satz keine Behauptung und keine Wahrheit 
sein, sondern, wie sein Wortlaut besagt, auch sich selbst einschränken 
und aufheben. Die Wahrheit bindet, das Selbstbewußtsein aber will 
frei und ungebunden sein: gerade darin besteht seine Unerschütterlich 
keit im Sinn des alten Skepticismus? 
Diese Herrschaft durch die Ungültigkeit aller objectiven Behaupt 
ungen gleichsam zu fixiren, haben die alten Skeptiker gewisse Formen 
aufgestellt, welche sie Wendungen (Tpözoi) genannt haben und Sextus 
in ältere und neuere unterscheidet: die zehn älteren werden dem 
Pyrrho oder dem Pyrrhonismus zugeschrieben, die fünf neueren dem 
Agrippa. Daß diese besser geordnet, kürzer gefaßt, deutlicher und 
schärfer ausgeprägt sind als jene, erklärt sich aus ihrem chronologischen 
Unterschiede und beweist dessen Richtigkeit? 
Sextus hat in den älteren Tropen drei Classen so unterschieden, 
daß die einen das Subject, die anderen das Object, die dritten das 
Verhältniß oder die Verknüpfung beider betreffen. Ohne die völlige 
- Ebendas. S. 477, S. 482—486. - 2 Ebendas. S. 476, S. 483 flgd., S. 484 
bis 489. — * Ebendas. S. 489-491.
	        
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