Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

1028 Die Geschichte der Philosophie. Die griechische Philosophie. 
Grundverhältnisse der Tonleiter oder der musikalischen Harmonie: 
O ctave (1: 2), Quinte (2 :3), Quarte (3 : 4), welche Pythagoras nicht, 
wie eine alberne Erzählung meint, an den Hammerschlägen in einer 
Schmiede, sondern an den Schwingungszahlen verschiedener Saiten von 
gleicher Länge und Dicke, aber ungleicher Intensität der Spannung 
entdeckt hat. Die musikalische Harmonie und das dekadische Weltsystem 
vereinigen sich zu dem System der Weltharmonie, welche den höchsten 
Begriff der pythagoreischen Philosophie ausmacht. 
Darum gilt die thätige Vierzahl (rs-rp«xrü?) als die Quelle und 
die Wurzel der ewigen Natur, und der pythagoreische Schwur wurde 
bei dem Pythagoras geleistet, als demjenigen, welcher die Tetraktys 
offenbart habe/ 
Die räumlichen Zahlen sind die Körper: die räumliche Einheit 
ist der Punkt, die räumliche Zweiheit die Linie, die räumliche 
Dreiheit ist die Fläche, die räumliche Vierheit der Körper. Be 
grenzen heißt formen und bilden. Zwei Punkte begrenzen und bilden 
die Linie, drei Linien die Fläche, vier Flächen den Körper. Aus den 
mathematischen (stereometrischen) Körpern gehen die physischen und 
sinnlich wahrnehmbaren, nämlich die Elemente hervor. Wie dies 
geschieht, hat Hegel nicht näher dargethan. 
Das Weltsystem ist dekadisch. Um das Centralfeuer in der 
Mitte bewegen sich die neun Sphären der Milchstraße (Fixsternhimmel), 
des Saturn, Jupiter, Mars, der Venus, des Merkur, der Sonne, des 
Mondes und der Erde. Zur Vollendung der kosmischen Dekade haben 
die Pythagoreer zwischen dem Centralfeuer und der Erde noch einen 
Weltkörper, die Gegenerde («vrlxttwv), angenommen: die bewegten 
Sphären ertönen, ihre Abstände werden den Tonintervallen gleichgesetzt, 
so ergiebt sich die „grandiose Vorstellung eines harmonischen Welt 
chorals", der Sphärenmusik, welche die Menschen nicht vernehmen, sei 
es, weil sie dieselbe beständig hören oder weil dem sterblichen Ohr 
die Kraft und Fähigkeit dazu gebricht. Wie aber in dem Entwick 
lungsgänge der pythagoreischen Lehre die Idee der Sphärenharmonie 
entstanden ist und sich ausgebildet hat, da sie doch mit dem dekadischen 
Weltsystem nicht zusammenstimmt, ist eine Frage, welche Hegel auf 
sich beruhen läßt. 
Die Seele wird als eine sich und den Körper bewegende Kraft 
gefaßt und ihre Unsterblichkeit in Form der Seelenwanderung ge- 
- Ebendas. S. 227—243.
	        
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