Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Von Thales bis Anaxagoras. Von Anaxagoras bis Plato. 1025 
Vorstellen und dem reinen Denken gleichsam die Mitte hält: des mathe 
matischen Denkens; es sind noch nicht die reinen Begriffe der Ideen, 
sondern die Zahlen, welche als die weltlichen und weltordnenden Mächte 
erscheinen und nunmehr als die Principien der Philosophie auftreten. 
Hegel sieht darin den Uebergaug von der ionischen Naturphilosophie 
zur Jntellectualphilosophie. „Dieser Uebergang ist ein Losreißen des 
Gedankens von dem Sinnlichen und damit eine Trennung des Jn- 
telligiblen und des Realen."^ 
Da die pythagoreische Lehre eine Reihe von Entwicklungsformen 
durchlaufen hat, die Urkunden aber zur Erkenntniß und Beglaubigung 
der ersten und frühesten völlig fehlen, so heißt das Thema: „Pythagoras 
und die Pythagoreer". Es ist den belehrenden Nachrichten des Aristoteles 
und Sextus Empirikus zu danken, daß wir von der pythagoreischen Lehre 
nicht eine ebenso verdorbene Vorstellung erhalten haben als durch die 
neuplatonischen Philosophen Malchus (Porphyrius) und Jamblichus 
von der Lebensgeschichte des Pythagoras, der hier in der absichtlichen 
Parallele mit und gegen Christus als ein Wundermann und Gesellschafter 
höherer Wesen erscheint, wie Apollonius von Tyana in der Darstellung 
des Philostratus. „Das Leben des Pythagoras erscheint uns so zunächst 
in der Geschichte durch das Medium der Vorstellungsweise der ersten 
Jahrhunderte nach Christi Geburt, in dem Geschmacke mehr oder weniger, 
wie das Leben Christi uns erzählt wird."^ 
Pythagoras war ein Zeitgenosse jener drei milesischen Philosophen, 
selbst ein ionischer Grieche aus Samos, wo er an dem glänzenden Hofe 
des Pölykrates gelebt und von diesem ein Empfehlungsschreiben an den 
ihm befreundeten Amasis, den griechenfreundlichen Tyrannen und Herrscher 
Aegyptens, erhalten hat, als er noch in der Jugend seine weiten und 
wißbegierigen Reisen nach Kleinasien, Phönizien und Aegypten unter 
nahm, die er bis nach Persien ausgedehnt haben soll; er habe sich in alle 
Mysterien, die hellenischen wie barbarischen, einweihen lassen und sei selbst 
in den Stand und die Genossenschaft der ägyptischen Priester eingetreten, 
von Bewunderung erfüllt für ihre Lebensordnung. Da die politischen Zu 
stände in Samos, welche er nach seiner Rückkehr vorfand, ihm mißfielen, 
so ist er nach Unteritalien (Großgriechenland) ausgewandert und in 
Kroton als öffentlicher Volkslehrer aufgetreten, der erste unter den 
griechischen Weisen, der eine solche Wirksamkeit unternommen, auch 
i Ebendas. S. 227. - - Ebendas. S. 212, S. 213. Vgl. S. 219, S. 226. 
Fischer, Gesch. d. Philos. VIII. N. A. 65
	        
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