Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die bestimmte Religion. 
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1 Ebendas. 0. Einteilung. S. 42—46. 
Kunstwerke. Endlich verwirklicht sich die Einheit des göttlichen Zwecks 
in der Einheit des Weltreichs und der Weltherrschaft. 
Demnach sind die drei Religionen, in welche sich die Religion der 
geistigen Individualität eintheilt und abstuft, die Religion der Er 
habenheit, die Religion der Schönheit und die Religion der Zweck 
mäßigkeit. Die Religion der Erhabenheit ist die jüdische, die 
Religion der Schönheit die griechische, die Religion der Zweckmäßig 
keit (der Weltherrschaft) die römische. Mit den vorangegangenen 
Naturreligionen verglichen, ergiebt sich die Parallele zwischen der 
jüdischen Religion und der persischen (welche Verwandtschaft auch 
von beiden Seiten empfunden worden), zwischen der griechischen 
Religion und der indischen, endlich zwischen der römischen Religion 
und der chinesischen, beide sind Staats- und Reichsreligionen, beide 
vergöttern ein einzelnes Individuum als ihren Mittelpunkt, den Kaiser? 
2. Die jüdische Religion als die Religion der Erhabenheit. 
Der göttliche Geist in seiner freien Subjectivität ist der Eine und 
Erste, der absolut Anfangende. Da außer ihm Nichts ist, 'er aber als 
die ewige Macht und Weisheit in der beständigen Thätigkeit des Er- 
kennens und Wollens ist, so unterscheidet er sich von sich selbst und bringt 
kraft der Fülle seiner Macht und Weisheit das Andere seiner selbst, 
nämlich die Welt aus dem Nichts, aus ihrem Nichts hervor: sie ist 
sein Machwerk oder Geschöpf, daher ihm gegenüber unselbständig, macht 
los und nichtig. Die jüdische Religion kennt weder Theogonie noch 
Kosmogonie, sie hat den Begriff der Schöpfung zum erstenmal im 
Bewußtsein der Menschheit erleuchtet. Dies ist ein weit höherer Begriff 
als der des Hervorgehens. Die indischen und griechischen Götter sind 
aus etwas anderem hervorgegangen oder erzeugt (emanirt), jene aus 
dem Brahm, diese aus dem Chaos. Dagegen in der jüdischen Religion 
stammt die Welt aus dem göttlichen Geist, der das Chaos erschafft 
und gestaltet. 
Die Theogonien und Kosmogonien der indischen und griechischen 
Religion vergöttern die Welt, wogegen die jüdische Religion durch 
den Begriff der Schöpfung dieselbe entgöttert und an die Stelle der 
mythologischen und phantastischen Weltvorstellung die verständige 
Betrachtung der Dinge zur Geltung bringt. In einer mythologisch 
vergötterten Welt sind alle Begebenheiten Göttererscheinungen und
	        
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