Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

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Die Philosophie der Religion. 
würdigen Mythus von einem Griechen getödtet und das Räthsel so 
gelöst worden: der Inhalt sei der Mensch, der freie, sich wissende 
Geist." 
V. Die Religion der geistigen Individualität. 
1. Die Grundbegriffe und Stufen dieser Religion. 
Es ist noch nicht der absolute, sondern erst der endliche, noch 
beschränkte Geist, der den neuen Gottesbegriff ausmacht, weshalb Hegel 
diese Religion, die aus den Naturreligionen hervorgeht und sich über 
dieselben erhebt, die Religion der geistigen Individualität genannt hat 
und sie noch zu den „endlichen Religionen" zählt, deren letzte und 
höchste Stufe sie bildet. Ihr Grundthema ist die Auffassung Gottes 
in der Gestalt der von der Naturmacht losgerungenen „freien Sub 
jektivität" oder des vernünftigen Geistes, dessen Wirksamkeit im 
zweckmäßigen Handeln besteht und daher den Charakter der Weisheit 
hat. Der Geist ist für den Geist, der göttliche für den menschlichen: 
daher ist dieser der Boden, in welchem jener seine Zwecke verwirklicht. 
Im Unterschiede von der Vielheit der menschlichen Individuen 
hat der göttliche Geist den Charakter der Einheit, er ist nicht das 
Eine, sondern der Eine; in Beziehung auf die menschlichen Individuen 
muß sich durch deren Vereinigung, Zusammenfügung und Zusammen 
hang der göttliche Zweck realisiren: dieser Proceß oder diese Bethätigung 
der göttlichen Einheit hat den Charakter der Nothwendigkeit, endlich 
hat die Art der göttlichen Wirksamkeit, wie schon gesagt, den Charakter 
der Zweckmäßigkeit. Die drei metaphysischen Grundbegriffe, welche 
die Religion der geistigen Individualität beherrschen, sind demnach die 
Einheit, die Nothwendigkeit und die Zweckmäßigkeit? 
Der göttliche Geist in seiner freien Subjectivität als der Eine 
erhebt sich über die ganze sinnliche Mannichfaltigkeit der Dinge und 
offenbart oder manifestirt sich in dieser seiner Erhabenheit. Der 
göttliche Geist besonders und theilt sich in die Mannichfaltigkeit der 
sittlichen Weltmächte, die geistiger Natur sind und darum in der 
ihnen allein adäquaten Form, nämlich in der Gestalt der Mensch 
lichkeit erscheinen als schöne Individualitäten, als Ideale und 
1 Ebendas. S. 444—456. Vgl. Philos. der Gesch. S. oben Buch II. 
Cap. XXXIV. S. 757-760. — 2 Hegel. Werke. Bd. XII. Der Uebergang. 
Metaphysischer Begriff dieser Sphäre. S. 1—32. Ueber den kosmologischen und 
physikotheologischen Beweis. S. 32—42.
	        
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