Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die bestimmte Religion. 
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* Hegel. XL S. 401—418. Bd. XIII. (Gesch. d. Philos.) S. 100. S. 135. 
Zu vergl. Philos. d. Gesch. S. oben Buch II. Cap. XXXIV. S. 756 flgd. 
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Es ist das Gute, das Wahrhafte, das Mächtige, aber im Kampfe mit 
dem Bösen: der Kampf des Ormuzd gegen Ahriman. Ormuzd ist 
das Licht, und sein Reich ist das Lichtreich überhaupt, die ganze Welt 
ist Ormuzd, in allen ihren Stufen und Arten, und in diesem Licht 
reiche ist alles gut. Dem Lichte gehört alles an. alles Lebendige, alles 
Wesen, alle Geistigkeit, die That, das Wachsthum der endlichen Dinge, 
alles ist Licht, ist Ormuzd. Seine Gefährten sind die Lichter, die 
Sterne, als Genien personificirt, die sieben Amschad span, die ihn 
umgeben, wie die sieben Großen des Reichs den König von Persien. Auch 
der persische Staat ist, gleich dem Lichtreiche der Welt, ein Reich der 
Gerechtigkeit und des Guten, der König ist der Stellvertreter des 
Ormuzd, die sieben Großen sind die Stellvertreter der Amschadspan. 
Einer dieser Sternengeister ist Mithras ([isoin]«;), den schon Herodot 
hervorhebt, und dessen bildlicher Cultus in der späteren, für die Idee 
der Versöhnung empfänglichen Römerzeit eine weite Verbreitung 
gefunden hat. 
Das ganze Leben der Parsen soll dem Ormuzd gewidmet sein: 
darin besteht sein Cultus. „Ueberall soll der Parse das Leben fördern, 
fruchtbar machen, fröhlich erhalten, das Gute ausüben in Wort und 
That, an allen Orten, alles Gute fördern unter den Menschen, wie 
die Menschen selbst, Kanäle graben, Bäume pflanzen, Wanderer beher 
bergen, Wüsten anbauen, Hungrige speisen, die Erde tränken u. s. f.'' 1 
2. Die syrische Religion oder die Religion des Schmerzes. 
Der Dualismus, diese erste Stufe der Naturreligion auf ihrem 
Uebergange zur Religion des Geistes, .will überwunden sein, denn die 
göttliche Welt- und Naturmacht hat und fordert den Charakter der 
Einheit, daher muß die Gottheit so aufgefaßt werden, daß sie ihre 
Negation oder ihren Gegensatz nicht außer sich hat, wie Ormuzd den 
Ahriman, sondern in sich, daß sie selbst Tod und Vernichtung 
erlebt, erleidet und überwindet. Gott muß sterben und wieder auf 
leben; der Cultus des gestorbenen Gottes ist der des Schmerzes. Dieses 
Thema ist ausgeführt worden in der phönicischen und den vorder 
asiatischen Religionen überhaupt. Die Vorstellung vom Phönix 
ist bekannt: es ist ein Vogel, der sich selbst verbrennt, und aus seiner 
Asche geht ein junger Phönix in neuer Kräftigkeit hervor. Es ist nicht
	        
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