Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die Lehre von den Kunstformen. 
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1 Ebendas. S. 144—154. — 2 Ebendas. S. 154—164, 
eine Zeit gegeben, in welcher die Mutterliebe der gebenedeiten Jung 
frau überhaupt zu dem Höchsten und Heiligsten gehört hat und als 
dies Höchste verehrt und dargestellt worden ist." 1 
In dem Glauben der Gemeinde wiederholt sich dem Vorbilde 
Christi gemäß die Leidensgeschichte im Märthrerthum. Der Glaube 
fordert die innere Umwandlung, die Conversion des Herzens oder die 
Bekehrung, die in der Reue und Buße besteht. Eine Conversion 
gleichsam der äußeren Natur, die Aufhebung und Umkehrung des 
natürlichen Ganges der Dinge, sind die Wunder und Legenden, 
welche aus dem Glauben der Gemeinde hervorgehen. 
Ein zweites romantisches Ideal ist die Büßerin Maria Magda 
lena, die schöne Sünderin, in welcher die Sünde ebenso anziehend ist 
als die Bekehrung. „Nicht, daß sie soviel geliebt hat, ist ihr Irrthum, 
sondern dies gleichsam ist ihr schöner rührender Irrthum, daß sie 
glaubt eine Sünderin zu sein, denn ihre empfindungsvolle Schönheit 
selbst giebt nur die Vorstellung, daß sie in ihrer Liebe edel und von 
tiefem Gemüth gewesen." ^ 
2. Das Ritterthum. 
Der Erlösungsglaube soll herrschen. Das romantische Heroen 
thum ist das Ritterthum, welches sich und die Welt dem Glauben 
unterwirft. Gerade in dieser Unterwerfung liegt die Erhöhung der 
eigenen Persönlichkeit, die Steigerung des persönlichen Werths, das 
von sich selbst erfüllte Selbstgefühl. „Näher sind es hauptsächlich drei 
Empfindungen, die sich für das Subject zu dieser Unendlichkeit steigern: 
die subjective Ehre, die Liebe und die Treue." Es handelt sich um 
die ritterliche Ehre, die geschlechtliche Liebe und die Vasallentreue. 
Eine Tugend haben die romantischen Helden mit den classischen gemein: 
die Tapferkeit, während die Gefühle der romantischen Ehre und 
Liebe dem classischen Alterthum fremd waren. 
Die Ehre besteht in der Vorstellung, welche das Subject von sich 
selbst und seiner Bedeutung hat, der Werth, den es sich für sich selbst 
zuschreibt und von allen andern anerkannt wissen will, den e8, in seiner 
Selbständigkeit frei und durch nichts beschränkt/'ins Unermeßliche steigern 
kaun und steigert; etz ist Mann vonjEhre und kann alle beliebigen 
Zwecke, wesentliche und unwesentliche, auch nichtige und verwerfliche 
zum Inhalt seines Ehrgefühls, zur Ehrensache und zum Ehrenhandel
	        
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