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844 Die Aesthetik oder die Philosophie der schönen Kunst. 
Ebendas. S. 55 —57. 
und eifrig, wie der jüdische Nationalgott, der in seiner Eifersucht be 
fiehlt, anderwärts nur lauter falsche Götzen zu sehen; die Griechen 
dagegen fanden ihre Götter bei allen Völkern und nahmen das Fremde 
in sich auf. 1 
In bett Mysterien, wie schon früher gesagt worden ist, waren 
keine besonderen oder gar neue Wahrheiten enthalten, sondern alte Culte 
in symbolischer Darstellung und Handlung, wie die der Ceres und des 
Bacchus in den eleusinischen Geheimnissen. „Die Mysterien bewahrten 
nur die alten Traditionen, die Grundlage des später durch die ächte 
Kunst Umgebildeten und hatten deshalb nicht das Wahrhafte, Höhere, 
Bessere, sondern das Geringere und Niedere zu ihrem Inhalt." 
Es gab nicht bloß einen bestraften, sondern auch einen durch 
Herkules befreiten Prometheus; die Eumeniden bekommen nicht bloß 
Unrecht, sondern werden durch die Athene auch anerkannt, erhalten den 
Hain von Kolonos zu ihrer Wohnstätte und werden selbst attische 
Schutzgottheiten gegen Uebel, die von der Natur und den elementarischen 
Gewalten herrühren. 
Vor allem aber ist es wichtig und wesentlich, daß in den olymp 
ischen Göttern die alte Naturgrundlage fortbesteht, kraft deren sie 
Naturgottheiten sind und bleiben, das Wort richtig verstanden. 
Man versteht es falsch, wenn man, wie gemeiniglich geschieht, die 
Naturgottheiten für vergötterte oder personificirte Naturmächte hält, 
nach welcher Ansicht die griechischen Götter nichts anderes sein würden 
als Allegorien, Personificationen, die etwas anderes bedeuten als 
sie sind: sie bedeuten das Wasser, die Luft, das Feuer, den Himmel, 
die Sonne u. s. f. Diese Ansicht ist grundfalsch. Helios ist nicht der 
Gott der Sonne, sondern die Sonne als Gott. Poseidon ist nicht 
der Gott des Wassers oder des Meeres, er ist das Meer als Gott, 
als weltbeherrschende Macht, als die Grundlage auch der Schiffahrt, 
des Völkerverkehrs, des Handels, der Städtegründung; darum ist 
Poseidon auch Städtegründer, er baut Ilion, er ist ein Hort Athens. 
„Ebenso ist Apollo, der neue Gott, das Licht des Wissens, der Orakel 
sprechende und bewahrt dennoch einen Anklang an Helios, als Naturlicht 
der Sonne." Denn Wissen und Erleuchten hängen genau zusammen. 
Die griechischen Götter erheben sich von den elementarischen Natur- 
mächten zu weltbeherrschenden geistigen Mächten und haben in diesem