Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die orientalische Welt. 
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Ormuzd und Ahriman, dem Reinen und Unreinen, dem Guten und 
Kosen: daher der dualistische Charakter der persischen Religion in 
Ansehung sowohl der kosmischen als der ethischen Mächte der Welt. 
Licht ist Leben, die Bedingung alles Lebens, aller Entwicklung: daher 
der ersreuliche, allem Leben günstige, gedeihliche und wohlthätige, dem 
finsteren Kastenwesen der Inder abgewandte Charakter der persischen 
Religion, sie läßt das Licht aufgehen über die Gerechten und Un 
gerechten; alles Leben soll gefördert, Bäume gepflanzt, Quellen ge 
graben, die Leichen nicht beerdigt, auch nicht verbrannt, sondern von 
den Vögeln des Himmels verzehrt werden. Das persische Reich besteht 
aus einer Menge von Staaten und Völkern, denen ihre Besonderheit, 
ihre Sprache, Sitten und Religion gelassen wird, so sehr die Perser 
die starren und leblosen Götzenbilder verabscheuen. 
Wir erwarten, was die Religionsphilosophie über die Cultur der 
Khbele, des lyrischen Hercules, der sidonischen Astarte, des phönicischen 
Adonis, des israelitischen Jchovah Näheres sagen wird, da an der 
hiesigen Stelle Hegel kaum mehr thut, als daß er diese Culte nennt 
und an ihnen vorübergeht. Zwei Punkte werden hervorgehoben: der 
Trauercult des Adonis, den die religiöse Vorstellung bewegt, daß 
Gott gestorben ist, und der Gegensatz zwischen den sinnlichen, aus 
schweifenden, zum Theil grausamen und wollüstigen Culten, welche 
Menschenopfer, Selbstverstümmelung, Prostitution verlangen, auf der 
einen Seite und dem geistigen Jehovahcult auf der andern. Je- 
hovah ist der erste rein geistige Gott, dem wir in der Weltgeschichte 
begegnen, zugleich aber ist er der eine ausschließliche Gott des einen 
auserwählten und ausschließenden Volkes. „Die geheiligte Ausschließung 
der anderen Volksgeister und die abergläubische Vorstellung von dem 
hohen Werthe der Eigenthümlichkeit der jüdischen Nation sind die 
Schranken, worin ihre Gottesidce besangen bleibt. Die Idee der Un 
sterblichkeit und des ewigen Lebens fehlt, der Sinn bleibt auf das 
Diesseits und die diesseitigen Belohnungen gerichtet: „Auf daß es dir 
wohlgehe und du lange lebest auf Erden"/ 
Die Erforschung der ägyptischen Dinge, die Aegyptologie nach dem 
Vorgänge Champollions, wie die noch spätere Assyriologie sind nach 
Hegel gekommen und ihm deshalb unbekannt geblieben; daher seine 
irrthümlichen Vorstellungen von dem Gange der ägyptischen Geschichte 
1 Ebendas. Syrien und das semitische Vorderasien. S. 283—288. Judäa. 
S. 238-242.
	        
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