Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Einleitung. 
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* Ebendas. S. 34—38. - 2 Ebendas. S. 88 u. 39. 
sätze und Kämpfe der menschlichen Leidenschaften. Die Größe der 
Leidenschaft besteht nicht bloß in der Intensität oder Stärke, wodurch 
sie um sich greift und die Welt mit sich fortreißt, sondern zugleich in 
der Größe des Zwecks, der sie erfüllt und inspirirt. Diejenigen In 
dividuen, deren particulare Zwecke zugleich die zeitgemäßen und großen 
Zwecke der Welt sind, heben sich vor allen anderen hervor als die 
geschichtlichen Menschen, als die welthistorischen Personen, ohne 
deren Leidenschaften nie etwas Großes in der Welt geschehen ist und 
geschehen kann. Ihre großen Zwecke sind darum nicht weniger auch 
particular, selbstisch, egoistisch. In diesen Personen sind ihre geschicht 
liche Größe und ihre natürliche Individualität untrennbar eines; sie 
machen in dem Fortschritt der Weltgeschichte den Durchbruch, sie 
begründen eine neue Zeit und sind darum Heroen, wie jene vor 
geschichtlichen Heroen, welche Staaten gegründet haben. „Das sind 
die großen Menschen in der Geschichte, deren eigene particulare Zwecke 
das Substantielle enthalten, welches Wille des Weltgeistes ist. Sie 
sind insofern Heroen zu nennen, als sie ihre Zwecke und ihren Beruf 
nicht bloß aus dem ruhigen, angeordneten, durch das bestehende System 
geheiligten Lauf der Dinge geschöpft haben, sondern aus einer Quelle, 
deren Inhalt verborgen und nicht zu einem gegenwärtigen Dasein ge 
diehen ist, „die also aus sich zu schöpfen scheinen, und deren Thaten 
einen Zustand und Weltverhältnisse hervorgebracht haben, welche nur 
ihre Sache und ihr Werk zu sein scheinen"? 
Die großen Menschen wissen, was an der Zeit ist, sie sind 
praktische und politische Menschen, die ihre Existenz, Stellung und 
Ehre immer wieder erkämpfen und ihren Feinden abringen müssen, 
welche die Rechte der alten untergehenden Zeit vertheidigen. Auf 
diesem Wege ist Cäsar der individuelle Gewalthaber geworden, als in 
Rom die Alleinherrschaft an der Zeit war. Die Weltgeschichte ist nicht 
der Boden des Glücks. Alexander ist jung gestorben, Cäsar ist er 
mordet, Napoleon nach St. Helena transportirt worden. Daß die 
großen Menschen nicht glücklich gewesen sind, ist der schauderhafte Trost, 
dessen der Neid bedarf und sich erfreut. „Der freie Mensch ist nicht 
neidisch, sondern anerkennt das gern, was groß und erhaben ist, und 
freut sich, daß es ist."^ 
Das vorzüglichste Mittel und Werkzeug des Weltgeistes sind die 
welthistorischen Individuen, deren Erleuchtung und richtige
	        
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