Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

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Die Philosophie der Geschrchte. 
- Ebendas. S. 22-24. - - Ebendas. S. 25-34. Jnsbes. S. 30. 
muß der Geist sich zu dem machen, was er an sich ist, seine Frei 
heit muß deshalb sein Werk, seine That, der Gegenstand seines Be 
wußtseins werden, dieser Gegenstand ist auch sein Werk, er muß seine 
Freiheit objectiv gestalten, als öffentlichen Zustand, d. h. als Staat 
herausarbeiten und anschauen. Auf diesem Wege allein kann das Be 
wußtsein seiner Freiheit entstehen und fortschreiten: „die Weltgeschichte 
ist der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit". Diesen Satz hat 
Hegel unter sein Bild geschrieben, er kennzeichnet seine Lehre. „Die 
Orientalen haben nur gewußt, daß Einer frei ist, die griechische und 
römische Welt aber, daß Einige frei sind; daß wir aber wissen, alle 
Menschen an sich, das heißt der Mensch als Mensch sei frei, ist auch 
zugleich die Eintheilung der Weltgeschichte." 
Alle Mittel, wodurch die großen Zwecke der Welt, auch die End 
zwecke der Menschheit, verwirklicht werden, bestehen in den menschlichen 
Thätigkeiten, Bedürfnissen, Interessen und Leidenschaften; nichts ge 
schieht in der Menschenwelt, ohne daß die thätigen Individuen mit 
ihren particularen Zwecken dabei betheiligt und interessirt sind, nichts 
kommt ohne Interesse zu Stande, nichts Großes ohne Leiden 
schaft, niemals geschieht das Gute bloß um des Guten willen. „So 
etwas Leeres wie das hat in der lebendigen Wirklichkeit keinen Platz". 
„Diese unermeßliche Masse von Wollen, Interessen und Thätigkeiten 
sind die Werkzeuge und Mittel des Weltgeistes, seinen Zweck zu voll 
bringen, ihn zum Bewußtsein zu erheben und zu verwirklichen, und 
dieser ist, nur sich zu finden, zu sich selbst zu kommen und sich als 
Wirklichkeit anzuschauen." Der Endzweck ist die Freiheit als Zustand 
und Gegenstand, der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit; die 
Mittel sind das Heer aller in der menschlichen Natur begründeten 
egoistischen Motive: diese Vereinigung der Freiheit und Nothwendig 
keit macht den Charakter der Weltgeschichte; die Idee der Freiheit 
und das bunte Gewirr der menschlichen Leidenschaften sind gleichsam 
jene der Zettel, diese der Einschlag in dem ausgebreiteten Teppich der 
Weltgeschichte? 
Wenn ein Individuum in der Stille lebt, sich befriedigt und sein 
Dasein genießt, so lebt es glücklich. Die Weltgeschichte ist nicht der 
Boden des Glücks. Was man ein glückliches Leben nennt, ist in der 
Weltgeschichte ein leeres Blatt; denn ihr Weg geht durch die Gegen-
	        
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