Volltext: Schwand im Innkreis

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men schon ihr Gewerbe betraten. Mit Schmähred-en 
auf den Helmdrechtshof und unter fch>recklichen Pro¬ 
phezeiungen des Vaters scheidet der übermütige Sohn, 
um nun mit seinen Freunden auf's neue zu tauben 
und zu plündern, galt es ja doch, für die Hochzeit 
Lärnmerschlings und Gotelindens Vorbereitungen zu 
treffen. Als alles beisammen ist, wird die Braut in 
etne Burg geleitet, in einen Ring gestellt und durch 
einen alten Mann nach dreimaliger Befragung dem 
Lämrnerschling angetraut. Als das Brautlieb ver¬ 
klungen und der Bräutigam1 'der Braut auf den 
Fuß getreten ist, beginnt' das Hochzeitsmahl Mit 
Gier verschlingen die Gäste, was ihnen der Truchseß 
von der Küche aufträgt, und lassen dem Hunde nichts 
an den Knochen zu nagen. Da beginnt es Gotelind zu 
grausen: „Wehe! Uns naht ein Unheil, mir ist das 
Herz so schwer! Wehe mir, daß ich Vater und Mutter 
verlassen habe; wer zu viel will, dem wird wenig; 
diese Gier führt in den Abgrund der Hölle." Und 
ihre Ahnung betrügt sie nicht. Kaum ist das Mahl 
beendet, da erscheint der Richter mit feinen Knechten 
und hebt das Raubnest aus. Gotelind entflieht er- 
schreckt aus der Burg; von den Zechern läßt der 
Scherge neun hängen, den zehnten aber nach altem 
Henkersrecht am! Leben, und dies ist Helmbrecht. Doch 
wird er geblendet und verliert eine Hand unb1 einen 
Fuß- Von einem Knaben am Stabe geführt, muß er 
als Bettler die Welt durchziehen und kommt auch vor 
feines Vaters Haus. Dieser aber kennt ihn nicht mehr. 
So sehr ihm auch das Herz bebt, bleibt er doch taub 
gegen die Bitten seines entartete« Sohnes, den die 
Bauern der ganzen Gegend verfluchen, und befiehlt 
ihm, sich bald von hinnen tzu heben, ehe noch der vierte 
Traum sich an ihm erfülle. Der Knabe führt den Blin¬ 
den weiter. Ein Jahr lang fristet er, von Haus zu 
Haus gewiesen, ein elendes Dasein, bis er eines Mor¬ 
gens in einen Wald kommt, in dem eben Bauern ar¬ 
beiten, die er früher mißhandelt hat. Sie fallen übet 
ihn her, zerfetzen den Rest feiner Prachtmütze, raufen 
ihn an den Locken und henken ihn hoch an einen 
Baum." 
Eine Handschrift des Gedichtes, nach dem Auf-
	        
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