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Die Getreidefelder hatten in früWver Zeit durch
den Anbau von Flachs- Hanf, Buchweizen (Halm),
Brein und Raps ein anderes Aussehen. Die Urbare ha¬
ben uns schon erzählt, daß vor Jahrhunderten viel¬
fach Oel bereitet wurde. „Oelstarnpfen" sind noch
in einigen H>ausern vorhanden.
Die 91 Bauernhöfe der Pfarre find seit den äl¬
testen Zeiten Arbeitsstätten unermüdlichen Fleißes ge¬
wesen. Die Fortschritte in der Bodenbewirtschaftung
brachten es mit sich, daß die Erträgnisse sich! bedeutend
vermehrt haben. Dies zeigen auch die großen schönen
Ställe und Scheunen, die viel mehr Vieh und Frucht
fassen können als die kleinen und niederen der früheren
Jahrhunderte. Freilich war in älterer Zeit die mensch¬
liche Arbeit viel anstrengender. Wir brauchen nur zu
denken an das Dreschen im Winter und an das Futter-
schneiden mit der Hand, an das gemeinsame Kraulern-
machen nach, dem Abendessen und an das Rübenhäup-
ten bei dem matten Schein der Oellainpe, an das
Spänemochim, Speckschneiden und d,as Spinnen. Es
gab feine Maschine, es gab kein elektrisches Licht.
Aber die Arbeit erhielt Geist und1 Körper frisch und
gesund.
Zu den wieder neubelebten Gebräuchjen gehört
der Stefaniritt. Im Jahre 1936 Beteiligten sich
daran 74 Reiter, die von Schwand über Weilhart,
Ginshöring, Berndorf und Siebenmaiern wieder zu¬
rück nach. Schwand ritten, wo ihnen im großen Hofe
des Rechner Wirtes die Jahresereignisse vorgetragen
wurden. A
D-r. Reh, früher Arzt in Neukirchen, hat auch
einige Erinnerungen aus der Franzosenzeit aufgezeich¬
net, die hier wiedergegeben werden:
1. Beim Röder in Ginshöring nahmen sie ein¬
mal — es war mitten im Winter — einen schönen
Ochsen aus dem Stall und begannen ihn zu Braten. Da
wurde in der Schwand zum Abzug geblasen, und jo
mußten sie den halb gebratenen Ochsen zurücklassen.
2. Beim G a n n in Ginshöring blieben infolge der
Plünderungen nur mehr zwei Kühe übrig. Die Not war
groß. Da erbarmte sich einmal ein edler Franzose ihrer
und brachte ein 'halbes Schwein ins Haus. Allein, kaum