Volltext: Zwischen Lens und Scarpe [28/I. Teil] (Band 28 I. Teil / 1929)

»« 
mit seinen Leuten in den Eingang zurück. Durch den Luftschacht fallen die 
ersten englischen Rauchbomben in den Keller. Langsam erlahmt der deutsch« 
Widerstand. An einen Durchbruch nach rückwärts ist nicht mehr zu denken. 
Ein tiefes Trichterfeld umgibt den Felsenkeller von allen Seiten, ein Her- 
vorbrechen durch den verschütteten Ausgang ist nur einzeln durchführbar 
und stößt draußen sofort auf vielfachen Widerstand. Aber noch einmal 
gelingt es Hptm. G u e i n z i u s, durch einen kühnen Vorstoß die Eng» 
länder zurückzudrängen. So vergeht die Zeit. Unten im Keller stöhnen 
die Verwundeten, die Luft ist erdrückend, Phosphorgase legen sich mit 
widerlichem Reiz aus Auge, Kehlkopf und Lunge. Dicke Fetzen schwarzen 
Blaks treiben in der von Explosionen erschütterten Luft. Die beginnend« 
Zersetzung alles Irdischen glotzt aus jeder Ecke und durchströmt den Raum 
mit süßlichen Verwesungsdünsten. Um 11°° vorm. wird die Lage un- 
haltbar. Hptm. Schmidt-Eberstein sieht keinen anderen Ausweg 
als Übergabe, denn auch die Opferung weiterer Menschenleben könnte 
zu keinem Ergebnis führen. Darum muß sich schweren Herzens die 
noch kampffähige Besatzung des Felsenkellers der Gnade des Engländers 
anvertrauen, nachdem sie fünf Stunden dem Anstürme von allen Seiten 
getrotzt hat, immer hoffend, daß doch noch ein gütiges Geschick ihr die 
Kameraden zur Unterstützung senden würde, den eisernen Ring rings um 
den Felsenkeller zu sprengen. 
Vom Gefechtsstand „Schwabentunnel" (Arnulf-Nord), der in der 
Mulde des Waldes von Bonval tief in die Straße Lens—Arras hinein¬ 
getrieben war, konnte wegen des Rauches, der die I. Stellung verhüllte, 
der Verlauf des Kampfes vorn nicht beobachtet werden. Rur ganz schwach 
drang das -lebhafte Geknatter der Maschinengewehre durch den tosenden 
Lärm des Trommelfeuers. In banger Sorge um das Schicksal seiner ein» 
gesetzten Kompagnien verharrte der K.T.K., Major Meyer, Kdr. des 
I./Res.Jnf.Rgt. 263, bis endlich gegen 7° vorm. Musketier Hagemann 
der 2. Komp., aus drei Wunden blutend und am rechten Arm gelähmt, 
erschien und die ersten Nachrichten aus der vorderen Kampfstellung brachte. 
Danach war der erste frontale Angriff der Kanadier im gut liegenden 
Feuer der noch kampffähigen Maschinengewehre gescheitert. Erst nach 
nochmaliger, von Fliegern geleiteter Artillerievorbereitung war es den vor 
der deutschen Stellung liegenden feindlichen Sturmhaufen gelungen, unter 
Einsatz frischer Truppen in die zertrommelten Stellungen des Bataillons 
einzudringen, die sich von Trichter zu Trichter zäh verteidigenden Uber» 
bleibsel der Kompagnien zurückzudrängen und auch die 2. Linie zu besetzen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.