Volltext: Flandern

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neue Erfahrung kostete uns die besten Teile unserer Jugend, 
die im späteren Verlaufe des Krieges bestimmt gewesen 
wären, die kriegserfahrenen, geläuterten Führer zu stellen. 
Sie fehlten uns nachher bitter. Andere Schlachten von viel 
facher Materialverschwendung sind Zpern gefolgt. Verdun 
traf das Mark des deutschen Westheeres, die Somme ver 
sumpfte im Blut, abermals kroch der flandrische Tod wochen- 
und mondelang durch die Trichter um passchendaele und 
wytschaete. Aber diese Schlachten trugen ein anderes Ge 
sicht. Vorbei war die Zeit, da man hinjauchzte in den Tod, 
da sich höchster Gipfel des Lebens, höchste Erfüllung des 
Daseins im trunkenen Rausche der Schlacht jäh vermählten 
mit dem Grab . . . 
Der deutschen Jugend ist dies Luch geschrieben. Der 
Jugend, die heranwuchs in der bittersten Schmach ihres 
Vaterlandes, deren Tage angefüllt waren von der frühen 
Gorge um die Zukunft. Sie soll derer gedenken, die damals 
jung waren wie sie selbst. Sie soll ihrer gedenken, nicht in 
Trauer, sondern den Blick stolz auf das Vergangene gerichtet 
und die Herzen erwartungsvoll und gläubig der Zukunft zu 
gewendet. Neu erleben soll sie die Tage, da ganze Schul 
klassen mit ihren Lehrern Grammatik, Mathematik und die 
Klassiker beiseitewarfen und die Reihen schlossen, da Sech 
zehnjährige verzweifelt von Ersatztruppenteil zu Ersatz 
truppenteil irrten und überall abgewiesen wurden, bis es 
endlich gelang. Da die Universitäten verödeten und die 
Bataillone emporwuchsen aus dem Boden wie junge Saat 
am Frühlingsmorgen. Halb ausgebildet, die notdürftigsten 
Kenntnisse der militärischen Bewegungen beherrschend, die 
Technik des Gewehres und der Geschütze im Fluge erobernd, 
rollten die jungen Reservekorps Mitte Oktober durch Belgien, 
durchglüht von der Aufgabe und dem willen, am rechten 
Flügel des Westheeres die Entscheidung zu erzwingen, den 
Durchstoß auf Dünkirchen und Calais. Niemals ist eine 
Armee von solch herrlichem Geiste beseelt gewesen. Nie war 
der Wille zum Sieg stärker denn damals, als die jungen 
Regimenter, die von der Bahnfahrt steifen Glieder dehnend, 
Ln fröhlichen Märschen der flandrischen Ebene entgegeneilten, 
grüne Zweige am Helm und Blumen im Gewehrlauf. Je 
näher der Geschützdonner, je höher schlugen die Herzen. Und 
Ln den grauenvollsten Stunden der Schlacht, als der Tod sie
	        
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