Volltext: Das Steyrer Kripperl

Das Steyrer Kripp eri. 
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blast der Wind? — Na wart, Bürscherl, dir werden wir's Handwerk gach legen. Di, 
wann i dawisch, dir zündt i d'Budlhaubçn ani" Es beginnt nun ein tolles Jagen um 
die ganze Stadt herum, bei einem Tor hinaus, beim anderen herein, bis der Lichtl- 
anzünder endlich mit seinem Lichtstab die „Budlhauben" des Buben erlangt, die 
sofort in hoher blauer Stichflamme aufbrennt. Unter dem schallenden Gelächter der 
Zuschauer rennt der Bub nun mit hochbrennendem Kopf über die Bühne und heult 
dazu: „Wart i— sag's — meiner Muatta meina Grqßmuatta meina 
Almi — meina Guckáhnl. . . ja, meina Guckáhnl. . 
Als nächste Szene wurde uns vorgeführt: 
„Der Einzug der heiligen drei Könige aus dem Morgenland." 
Diese Szene wird gewöhnlich nur um Dreikönig im Anschlüsse an die eigent¬ 
liche Krippen-Anbetung eingeschoben. Unter mächtigem Glockengeläute und rauschender 
Blechmusik (der Phonograph spielt als Bläserchor das Weihnachtslied „0 Tannen¬ 
baum. . . ") bewegt sich in roter magischer Beleuchtung über die Hauptbühne ein hoheits- 
und prunkvoller Königseinzug: Prachtvolle Pferde mit herrlichen Zierdecken, Kamele, 
-Geschenkträger, Elephanten, Krieger, endlich die drei Könige auf Kamelen mit 
gewaltigem Gefolge, zum Schluß ein prächtig gezäumter Riesenelephant. Das Bild 
machte nicht nur den Kindern, sondern auch uns Großen einen tiefen Eindruck. Es 
kam uns in voller Deutlichkeit zum Bewußtsein, was der verdiente bayrische Volks¬ 
forscher Kujat Frank in Kaufbeuren als ,,das Armselige und doch Allgewaltige" im 
Volkstümlichen bezeichnet. — 
„Der Bäcker weckt sein Buam auf." 
Vor dem Bäckerhause erscheint in weißem Gewände der Bäckermeister Stritzl 
und schaut bei der Tür hinein, hinter der der „Bäckerbua", der Natzl, noch auf der 
faulen Haut liegt. „Ja, Natzl, was war denn hiatz dös wieder, glei stehst mir auf l" 
Aber erst nach langem Hin- und Widerreden entschließt sich der Natzl, der ein Haupt- 
.spitzbub ist und seinen gutmütigen und etwas schwerfälligen Meister gern ein wenig 
zum Narren hält, aufzustehen und mit der Brotkraxe am Rücken zu den verschiedenen 
Kundschaften ins „Gau" zu gehen. Zunächst geht er hinüber zur Traubenwirtin, die 
auf den Herrn Bäckermeister ein Auge geworfen und Gegenliebe gefunden zu haben 
scheint, und entpuppt sich dort als ein kleiner Intrigant in Herzenssachen. Er 
behauptet nämlich aller WTahrheit zum Trotz, sein Meister hätte die Frau Trauben¬ 
wirtin eine „Tramperlwirtin" geheißen, worüber die gute Frau gar bös enttäuscht ist. 
Nachdem er so ein ehrsames Herz verwundet hat, trollt er sich schadenfroh davon 
und begegnet oben auf der Hauptbühne einen zweiten Schlingel, den „Schusterwenzel", 
mit dem er ein fröhliches „Schlifazen" (= eisrieseln) anhebt. Der Bäckermeister Stritzl, 
der bei seiner Haustüre herausschaut, bemerkt das und will ihn schlagen, wird aber 
von den zwei eisrieselnden Buben in die Mitte genommen und arg hin- und her- 
,,geschupft", bis er endlich unter dem Heidengelächter aller Zuschauer auf der Nase 
liegt und ihm der böse Natzl noch einen Stoß ins Herz versetzt, indem er ihm zuruft, 
die Frau „Tramperlwirtin" hätte gesagt, der Herr Meister Stritzl wär ein dummer 
Kerl. — 
Die Fronleiclmamsprozession. 
Unter großem Glockengeläute und den Klängen des (vom Phonographen als 
gemischter Chor gespielten) Chorales: „Vom Himmel hoch da komm' ich her.. . " zieht 
die gioße Fronleichnamsprozession über die Hauptbühne: Fahnenträger, wei߬ 
gekleidete Jungfrauen, Militär, Männer mit Lichtern, Ministranten mit Glöcklein und 
endlich der Traghimme'l, unter dem der Pfarrer mit dem Allerheiligsten schieitet. 
Wenn dieser mitten auf der Hauptbühne angelangt ist, hält der Zug und der Pfarrer 
Wiener Zeitschrift für Volkskunde XXV. 
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