Volltext: Der Freischütz [38]

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Huldigungsgedicht, das ironisch auf die Elefanten in Spontinis 
»Olympia« anspielte, vergällte ihm beinahe die Siegesfreude‘ und ver- 
anlaßte ihn, in seinem Dankschreiben an Publikum und Künstler 
auch auf den mißlungenen Scherz Bezug zu. nehmen. »Ein Witzspiel, 
das einem berühmten Manne kaum ein Nadelstich sein kann, muß, in 
dieser Weise für mich gesprochen, mehr verwunden als ein Dolch- 
stich. Und wahrlich, bei der Vergleichung mit dem Elefanten 
könnten meine armen Eulen und anderen harmlosen Geschöpfe sehr 
zu kurz kommen. « 
In Wirklichkeit dachte‘ Weber gewiß nicht ganz so bescheiden 
über seine »armen Eulen«. Im Gegenteil. Wegen dieser durchaus nicht 
harmlosen Geschöpfe, wie überhaupt wegen der dekorativen Aus- 
stattung der Wolfsschlucht, hatte er allerlei Dıfferenzen mit seinem 
Dekorationsmaler, dem jungen, genialen Gropius. Dieser wollte »die 
Schrecknisse aus dem Kampf der Elementargewalten hergeleitet dar- 
stellen und das Gespenstische, wie aus der Phantasie Kaspars und 
Maxens geboren, auch nur durch Andeutungen in der Seele des 
Beschauers hervorrufen. Weber war dagegen für das Loslassen eines 
wirklichen, tüchtigen Hexen abbats«. Gropius’ Intentionen schienen 
ihm zu fein für die Oper, mehr für Hamlet oder Macbeth passend. 
„Wer aber soll aus Ihren Felsengesichter und Wolkengestalten bei 
dem Höllenspektäkel meine Musik herausstudieren? Machen Sie die 
Augen der Eule tüchtig glühen, ordentliche Fledermäuse umherflattern, 
jassen Sie sich’s auch auf ein paar Gespenster und Gerippe nicht 
ankommen, : nur daß es tüchtig .Krescendo mit dem Kugelgießen 
gehe...« 
Im übrigen machte er sich über das Publikum, dem er seine 
Wolfsschlucht präsentierte, keinerlei Illusionen »Glaube es wohl,« 
schreibt er einmal, »daß sich Widersacher finden; ist auch natürlich, 
der Teufelsspuk macht mich selbst oft irre und wenn nicht ehrenwerte 
Männer mir mit Zufriedenheit die Hand drückten, so dächte ich 
selbst, Musje Samiel mache die Sache allein.« Die höhnischen Be- 
merkungen blieben denn auch nicht aus. Tieck nannte die‘ Oper 
»das unmusikalischeste Getöse, das je über die Bühne getobt ist« 
and E. T. A. Hoffmanns Besprechung sagt ironisch »dem Dekorateur 
und Maschinisten den »gefühltesten Dank aller “weichen Seelen«. 
In unverfälschtester Beckmesser Weise berichtet Zelter an Goethe: 
»Eine neue Oper, »Der Freischütz« von Maria von Weber, geht 
reißend ab. Ein einfältiger Jägerbursch (der Held des Stückes) läßt
	        
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