Volltext: Der Freischütz [38]

wühlenden und abenteuerlichen Lebenserfahrungen seine Persönlichkeit 
geformt. Er war ein Charmeur, ein Herzensbrecher, der verschwenderisch 
seine innere Fülle für den Tag, für die glückliche Stunde verausgabte. 
Seine tollste Zeit verlebte er in Stuttgart (1807 bis 1810) als Geheim- 
sekretär des Prinzen Ludwig von Württemberg. Als solcher wurde 
er in die fragwürdigen Geldgeschäfte der Hoheit hineingezogen und 
eine überaus peinliche Affäre beschloß. diese Epoche. In der Folgezeit 
mäßigte sich allmählich das äußere Tempo seines Lebens; und auch 
sein unruhiges, liebesdürstige Herz fand dauernde Bindung bei Karoline 
Brand, die er nach langer Warte- und Werbezeit endlich heimführte. 
Von 1813 an wirkte. er drei Jahre in Prag als Orchesterleiter und 
Organisator der deutschen Oper. Zu Weihnachten 1816 übernahm er 
die Stelle eines königlichen Kapellmeisters in Dresden; auch hier 
galt es eine deutsche Uper neben der bestehenden italienischen ins 
Leben zu rufen. Sein heroischer Kampf gegen Kurzsichtigkeit und 
Unverstand bildet eine traurige. Geschichte, ähnlich der, die zwanzig 
Jahre später sein Nachfolger Richard. Wagner erleben :sollte. Aber 
Weber -harrte aus. trotz Demütigung und Enttäuschung, weil Dresden 
‚die. gesicherte Lebensstellung ‚bot und die materielle Sorge fernhielt, 
als er seine dramatischen Meisterwerke schuf, »Freischütz«, »Preziosa", 
»Euryanthe« und »Oberon«... Vielleicht auch, weil Krankheit den 
Körper mehr und mehr entkräftete. Der. Schwindsucht verfallen, den 
Tod in den bleichen Wangen, trat er am 7. Februar 1826 die Reise 
nach London an, wo.er den »Oberon» einzustudieren. und zu dirigieren 
hatte. Als die Türe. seines Reisewagens zugeschlossen ward, rief seine 
Frau ahnungsvoll: »Ich habe. seinen Sarg ‚zuschlagen hören!« Die 
Londoner Strapazen. zehrten die letzten Kräfte auf; am 5. Juni, wenige 
Wochen nach der »Öberon«-Premiere, verschied. er... . 5 
Kurz nach Antritt des Dresdener Amtes traf Weber im. »Dichter- 
thee«. mit Friedrich Kind zusammen. Sofort wurden Opernpläne 
geschmiedet, .Weber schlug Apels »Freischütze«-Erzählung vor, und 
Kind sagte begeistert zu. Nur ‚der‘ allzu. tragische ‚Ausgang bei 
Apel, der beide Liebenden dem Untergange weiht und die Unschuld 
mit der Schuld aufopfert. schien. bedenklich. Kind fand einen Ausweg, 
er schuf die Figur des Eremiten, der mit. seinen weißen Rosen gegen 
den höllischen Jäger schützt, und das glückliche Ende, den. Sieg der 
Unschuld herbeiführt. .. I 
Daß dieser, würdige Heilige. ein echter »deus ex. machina« war, 
der. etwas gewaltsam die Handlung zum guten Ausgang umbopg,
	        
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