Volltext: Der Freischütz [38]

Einführung. 
Von Heinrich Kralik. 
»Ein alter fürstlicher Förster will seinem braven Jägerburschen 
Max seine Tochter und Dienst geben, und der Fürst ist es zufrieden, 
nur besteht ein altes Gesetz, daß jeder einen schweren Probeschuß 
ausführen muß. Ein anderer boshafter, liederlicher Jägerbursche Kaspar 
hat auch ein Auge auf das Mädel, ist aber dem Teufel halb und halb 
ergeben. Max, sonst ein trefflicher Schütze. fehlt in der letzten Zeit 
vor dem Probeschuß alles, ist in Verzweiflung darüber und wird 
endlich dadurch von Kaspar dahin verführt, sogenannte Freikugeln 
zu gießen, wovon sechs unfehlbar treffen, dafür aber die siebente 
dem Teufel gehört. Diese soll‘ das arme Mädchen treffen, dadurch 
Max zur Verzweiflung und Selbstmord geleitet werden usw. Der 
Himmel beschließt es aber anders. Beim Probeschuß fällt zwar 
Agathe, aber auch Kaspar, und zwar letzterer wirklich als Opfer des 
Satans, erstere nur aus Schrecken; warum usw. ist im Stück entwickelt.« 
Mit diesen Worten erzählt Weber am 3. März 1817 seiner Braut 
Karoline Brand den Inhalt der projektierten neuen Oper. Er hatte die 
»Freischütz«-Erzählung zwar schon sieben Jahre früher in Apels 
»Gespensterbuch« entdeckt; war schon damals Feuer und Flamme 
für den »superben Text« und hat sofort mit seinem Freunde Dusch 
ein Szenarium entworfen. Aber es ist wahrscheinlich ein großes 
Glück gewesen, daß jene erste jähe Begeisterung ebenso rasch wieder 
verlöschte, daß Dusch und Weber ‘den »Freischütz« vor anderen 
Plänen zurückstellten. Denn die sieben Jahre von 1810 bis 1817 
waren entscheidend in Webers Entwicklung; sie gaben seinem Charakter 
als Menschen wie als Künstler erst die volle Reife und Festigung. 
Karl Maria von Weber, geboren zu Eutin am 18. Dezember 1786, 
hatte viel vom unruhigen Geist seines Vaters geerbt, dessen unstetes 
Leben der Knabe teilte, der erwachsene Jüngling selbständig weiter- 
führte. Mehr als der flüchtige Unterricht bei. Michael Haydn, mehr 
auch als die längere Studienzeit bei Abt Vogler, haben die‘ auf 
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