Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

das rechte Auge auf, es wimmelt voller Russen, die über 
die gefallenen Kameraden steigen. Geschrei, Lachen und 
Treiben in unserer Stellung. Sie plündern unsere Tor 
nister. Ich stelle mich tot .. 
plötzlich vernimmt Off.Stellv. Eisenblätter ein Signal, 
bei dessen Klang es ihn heiß durchrieselt: Das Sturmsignal 
der deutschen Infanterie. — Scharfe deutsche Kommando 
rufe, dazwischen abgerissene russische Befehle, peitschende 
Gewehrschüsse, die in brausendem ^urra untergehen ... Ge 
schrei ... Handgemenge ... das Getrappel flüchtender Si 
birier: Das alles zieht an dem Schwerverwundeten wie ein 
lärmender unheimlicher Spuk vorbei. 
Da hört er neben sich einen freudigen und zugleich er 
schreckten Ruf: „Herr Feldwebel! — Gott sei Dank, da liegt 
er ..." Es war Eisenblätters getreue Gefechtsordonnanz, 
Grenadier B r i n k m e i e r, ein Ziegeleiarbeiter, der sich 
wegen Tapferkeit vor dem Feinde im Verlauf des Krieges 
beide Eiserne Kreuze verdienen und es bis zum Vizefeld- 
webel bringen sollte. Brinkmeier, seit dem Ausmarsch ins 
Feld Putzer und Gefechtsordonnanz bei Eisenblätter, war 
von diesem unzertrennlich, Hier in dem wogenden Nah 
kampf war er zum erstenmal im Gefecht von der Seite seines 
Zugführers abgedrängt worden. Es war ihm mit mehreren 
Kameraden gelungen, sich durchzuschlagen, und dann war er 
— so schnell ihn seine Beine tragen konnten — nach hinten 
geeilt und hatte die Kampfreserven alarmiert, deren Gegen 
stoß die Sibirier soeben so überraschend getroffen hatte. 
Jetzt setzte er seinem Zugführer erst einmal die gefüllte 
Feldflasche an die Lippen, dann lud er ihn sich auf den 
Rücken und schleppte ihn zum Verbandplatz. 
Hier suchte der Regimentskommandeur den verwundeten 
Feldwebel auf, der sich in schwerster Stunde als ein so vorbild 
licher Kompanieführer erwiesen hatte.„IchdankeIhnen,Eisen 
blätter", sagte er. „Das vergesse ich Ih n en nicht." 
— Kurze Zeit darauf wurde Gff.Stellv. Eisenblätter als 
erster aktiver Unteroffizier im Regiment zum Leutnant be 
fördert. Diese seltene Beförderung war der Lohn für seine 
rücksichtslose Entschlossenheit, mit der er seine Kompanie 
zum Durchbruch mit blanker Waffe vorgerissen hatte. 
33 Grenadiere — fast jeder zweite Mann — waren unter 
russischen Bajonetten verblutet, aber der Rest hatte sich, mit