Volltext: Der Krieg der versäumten Gelegenheiten

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Schon Mitte November hatten die österreichisch-ungarischen Armeen 
südlich von uns im Verein mit der Armeeabteilung Woyrsch die Offensive 
ergriffen; fle kam im Anfang ganz gut vorwärts, stockte aber bald und 
blieb, als die Russen zum Gegenangriff schritten, stecken. 
Von Anfang Dezember an begannen endlich aus dem Westen die zu¬ 
gesagten Verstärkungen anzukommend 
Der Einsatz erfolgte nicht einheitlich, sondern zeitlich nacheinander, je 
nach dem Eintreffen. 
Die 47. Reservediviston des Korps Gero! wurde auf Bitten Generals 
v. Conrad an die österreichisch-ungarische Front abgegeben und hat dort an 
dem schönen Erfolg von Limanowa starken Anteil gehabt. 
Der Einsatz der Verstärkungen gab der Front erneuten Impuls zum 
Vorgehen. Lodz wurde am <5. Dezember genommen und die Russen all¬ 
mählich hinter den Abschnitt der Rawka und Bzura zurückgedrängt. 
Ich möchte hier kurz eine kleine Episode erwähnen, die zwar nicht mili- 
tärischer Natur, mir aber doch wert erscheint, in der Geschichte festgehalten 
zu werden. An dem Tage der Einnahme von Lodz war der Reichskanzler 
von Bethmann Hollweg bei uns in Posen zu Besuch. Nach dem Essen kam 
die Rede auf die Frage des Friedens bzw. wie man zu einem solchen 
kommen könnte. Vom Reichskanzler um meine Ansicht gefragt, erklärte ich, 
daß meines Erachtens die erste Vorbedingung, die Friedensfrage überhaupt 
zu erörtern, die sei, daß Deutschland, d. h. der deutsche Reichskanzler, 
öffentlich klar ausspräche, daß wir nicht einen Quadratmeter belgischen 
Grund und Bodens behalten wollten, da England sich ein deutsches Belgien 
nicht gefallen lassen könne und dagegen bis zum bitteren Ende kämpfen 
würde. Im übrigen erscheine mir auch ein Zuwachs an belgischen Untertanen 
für Deutschland unerwünscht. Der Reichskanzler erwiderte mir darauf: 
„Sie sind der erste Soldat, von dem ich diese Ansicht höre, ich bin durchaus 
Ihrer Meinung. Wenn ich das aber in Berlin im Reichstag aussprechen 
wollte, würde mich der Sturm der öffentlichen Meinung von meinem Platz 
hinwegfegen." Ich war tief erschüttert, daß der Kanzler des Deutschen 
III. Res.-Korps, General v. Beseler l wurden auf dem linken Flügel der 
XIH. A K, General v. Fabeck j 9. Armee eingesetzt, 
II. A K, General v. Linsingen wurde ostiich Sieradz eingesetzt, 
XXIV. Res.-Korps, General v. Gerok, verstarkte das Korps Breslau.
	        
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