Volltext: Der Krieg der versäumten Gelegenheiten

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wohl gehofft, daß General Morgen früher bei Lowicz durchdringen 
und die Deckung gegen Warschau übernehmen würde. Auch war der 
umfassende Flügel angewiesen, sich bei Skjernewice gegen Warschau zu 
sichern; anscheinend jedoch war dieser Befehl des Armeeoberkomman¬ 
dos zu spät gegeben und hatte den Führer der Umfassungstruppen nicht 
mehr erreicht. Das Oberkommando war zu weit zurück, es war in 
Hohensalza geblieben, statt dem entscheidenden Flügel seiner Truppen zu 
folgen. 
So trat jetzt, als wir gerade auf den großen Erfolg hofften, ein empfind¬ 
licher Rückschlag ein. Zwischen dem linken Flügel des Generals v. Scholtz 
und den in den Rücken des Feindes vorgedrungenen Kräften brach plötzlich 
die Verbindung ab; es schoben sich russische Truppen dazwischen. Zugleich 
war es dem russischen Führer gelungen, noch eine neue Division von War¬ 
schau her über Skjernewice in Marsch zu setzen, die in Verbindung mit 
den bei dem deutschen Durchbruch zurückgegangenen Truppen nunmehr auf 
Brzeziny vorstieß. Das Kavalleriekorps Richthofen wurde von Kräften 
der 5. russischen Armee, die von Süden her zur Unterstützung der- Armee 
Scheidemann heranmarschierte, zurückgedrängt. 
Das XXV. Reservekorps, die 3. Gardedivision und das Kavalleriekorps 
Richthofen waren abgeschnitten und von den Russen eingeschlossen. Trium- 
phierend meldeten die russischen Funksprüche den zu erwartenden großen 
Erfolg. Die russische Führung rechnete sicher mit der Gefangennahme dieser 
Teile. Ein durch Funkspruch gegebener Befehl ordnete schon die Bereit¬ 
stellung von einigen <52 Leerzügen zum Abtransport der zu erhoffenden 
deutschen Gefangenen an — da brachen die deutschen Truppen in der Nacht 
vom 24. zum 25. November siegreich nach Norden durch. 
Unzweifelhaft muß von jedem unparteiischen Kritiker der Anteil, den 
General Litzmann, der Führer der 3. Gardedivision, an dem Durchbruch 
hatte, als ausschlaggebend.bezeichnet werden. 
Nach dem Durchbruch machten die Truppen zwischen dem Korps 
v. Scholtz und dem Korps Morgen erneut Front. Oberbefehlshaber Ost 
zog noch die 1. Infanteriedivision von der 8. Armee aus Ostpreußen heran. 
Trotz der geringen Zahl seiner Truppen gab sie General v. Below an¬ 
standslos her. Es entstand eine zusammenhängende Linie, gegen die die 
Russen jetzt vergeblich anstürmten. 
War so auch größeres Unheil vermieden, so war doch der angestrebte 
große taktische Erfolg nicht erreicht.
	        
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