Volltext: Der Krieg der versäumten Gelegenheiten

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Die Russen wurden vollständig überrascht. ES kam bei Wloclawek, 
Kutno und Dombe zu heftigen Gefechten, in denen unsere Truppen siegreich 
blieben und den Gegner unter schweren Verlusten zurückwarfen. 
Nunmehr wurde der linke Flügel der Armee zum umfassenden Angriff 
der russischen Kräfte bei Lodz angesetzt. Die Generale Freiherr v. Scheffer- 
Boyadel, Litzmann, v. Scholtz und Freiherr v. Richthofen brachen durch 
die Linie Lodz — Lowiez und drangen siegreich im Rücken der Russen bis in 
die Gegend von Brzeziny vor, während PlüSkow und Mackensen frontal 
gegen Lodz stürmten. Die linke Flanke der Armee wurde gedeckt durch 
General v. Morgen mit dem I. Reservekorps in der Gegend nördlich Lo- 
wicz. Er trat dort in den Kampf mit den von dem nördlichen Weichselufer 
herangezogenen russischen Kräften, die bei Nowo-Georgiewsk und westlich 
die Weichsel überschritten hatten. 
Einzeln kamen sie heran und wurden einzeln von General v. Morgen 
geschlagen. Jedoch gelang eS infolge ihres Eingreifens General v. Morgen 
nicht, rechtzeitig Lowiez selbst und die Gegend südlich davon zu erreichen, um 
die Umfassungsbewegung auch gegen Warschau zu decken. 
Der russische Führer bei Lodz, General Scheidemann, meldete durch 
dauernde Funksprüche das Verzweifelte seiner Lage, wehrte sich jedoch auf 
das heftigste. 
Am 18. — wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht — fingen wir einen 
russischen Funkspruch auf, der den Rückzug der russischen Armee von Lodz 
anordnete. Sofort gingen Weisungen an die Armee zur Verfolgung; leider 
kam es jedoch anders: der Großfürst Nicolai Nicolajewitsch widerrief den 
Rückzugsbefehl und befahl im Gegenteil der Armee auszuharren. 
Das Korps PlüSkow, das unter der Annahme der Verfolgung vorging 
und nun plötzlich wieder auf vorgehende Russen traf, geriet dadurch zeit¬ 
weilig in eine schwierige Lage. 
Inzwischen war der siegreiche Umfaffungsflügel der Armee bis in die 
Gegend südwestlich Brzeziny gekommen, hatte die Front nach Westen ge¬ 
nommen und schickte sich an, gegen den Rücken des Gegners bei Lodz vor¬ 
zugehen. Die Kavallerie des Generals Freiherrn v. Richthofen war bis 
beinahe Pjotrkow - Tomaszow vorgedrungen. Blieb die Bewegung von 
Warschau her ungestört, stand Großes zu erwarten. 
Der Oberbefehlshaber Ost hatte die 9. Armee dringend auf die Gefahr 
von Warschau her hingewiesen und mehrfach empfohlen, die Gardedivision 
Litzmann bei Skjernewice stehenzulassen. Das Armeeoberkommando hatte
	        
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